Bilder zum Leben der Bauern in Leifers im 16. Jahrhundert
Wie schon im Abschnitt über die Grund Herrschaft erwähnt, gab es in Leifers kaum freie, das heißt nicht einer Grundherrschaft pflichtige Bauern. Diese hatten die Höfe zu Lehen, meist zu Erbleihe oder Pacht. Auch die Inhaber der Erbleihe haben die Güter sehr oft verpachtet. Das älteste Beispiel einer solchen Erbleihe ist uns aus dem Jahre 1237 erhalten (siehe Unterberghof).
Daneben haben sich lange auch Allmendgüter gehalten. Dies
sehen wir im Abschnitt über die Au. 1570 wird in einem Pachtvertrag zum Aspmayrlhof vereinbart,
der Pächter müsse das Brennholz aus der Gemain holen und das Vieh auf dieHolzau
oder auf die Gemain auf die Weide treiben. Daneben gab es auch gemeinen Wald Besitz,
wie den Patschadawald auf Seit.Die Tendenz der Bauern ging dahin, sich Allmendgrund
an zueignen. Darauf deutet z. B. eine Eintragung von 1549, das Kirchenhäusl betreffend,
wo es heißt, daß eine Wiese, am Lulln genannt, im jährlichen Wechsel
mit dem Fuchserhof genossen wird. 1550 hat Martin Kirchmair, Inhaber des Renner- und Steinmannhofes,
Moos, das zur Gemain gehört, eingefangen; dagegen protestierte der Bozner Bürgermeister,
weil der Stadt Weideplätze für ihre Pferde verloren gingen. Aber auch im unmittelbaren
Dorf Bereich hielten sich lange sogenannte Gemaine, wie z. B. neben dem Stampfl. Dazu heißt
es 1590: ein Plezen außerhalb der Mauer samtGemainsgerechtigkeit wie von Alters her
genossen. Der Seitz grenzt 1660 im Westen an einen gemainen Förchwald.
Schon in den ältesten erhaltenen Pachtverträgen sind
die Pflichten des Pächters sehr genau festgelegt. Die Pacht Zeit lief meist auf fünf
Jahre, manchmal auch nur auf drei - oder »von einem Jahr zum anderen. In einem Pachtvertrag
des Fuchserhofes von 1584 heißt es: auf des Pächters flehentliches Bitten - er hat
zum Teil minderjährige Kinder - erhält er drei Jahre Lösungsrecht, falls er
schlecht wirtschaftet, sind Pacht und Ablöserecht verfallen-. Bei einem Pachtvertrag
(Bestands Contract) zum Kölbl von 1758 mit einer Laufzeit von fünf Jahren zahlt
der Bestands Mann in den ersten drei Jahren jeweils 90 und in den beiden letzten jeweils
100 Gulden Bestands Geld.
Auffallend ist, daß sich die Teil Pacht hier lange gehalten
hat, das heißt, daß der Pächter von Wein, Heu, Getreide, auch Obst die Hälfte
oder ein Drittel geben mußte. In manchen Pachtverträgen gibt der Pächter 1/3
des Weins und aus allen Früchten und Paumgewax wie Äpfl,Pirn, Nussen und dergleichen
die Hälfte.
Die verschiedensten am Hof erzeugten Güter werden unter den
Abgaben genannt: 1585 zinst der Lewald einen Centner (= 50 kg) guets, siesses, rechts Schmalz(=
Butter). Der Hof Manna mußte dem HI.-Geist-Spital in Bozen als Grund Herrschaft unter
anderem jährlich zwei FuederScheiter bringen. Der Teisslpächter gibt unter
anderem zwei Pennen gesäuberte Rüben. 1579 mußte Steffan Halser am Ebnerhof
auf Seit als Anzahlung auf rückständigen Grundzins eine Kuh zur Grund Herrschaft,
den Wolkensteinern, auf die Trostburg bei Waidbruck treiben.
1602 verpachtet Peter Kinig zu Rentsch den Seitz von einem Jahre
zum anderen dem Jeronimus Rieller. Dieser erhält drei Melchkühe. Pro jedem der
vier Bozner Märkt reicht Riedler 25 Gulden Bestandsgeld.
Bei verschiedenen Höfen ist sogar festzustellen, daß
in der zweiten Hälfte des 16. Jh. die Pacht Bedingungen druckender waren als in der ersten.
So gab der Preglpächter um 1540 noch 1/3 des Weins und um 1588 den halben Wein, welcher
auf der Anewandt geteilt werden soll. Damit ist klar, daß hier als Abgabe die Praschlet
(Maische) und nicht der fertige Wein gemeint ist.
In einem Pachtvertrag zum Burgerhof des Jahres 1537 heißt
es: Der Pächter solle die Rebennicht gefährlich überschneiden, alle Jahr
100Glasür- und 500 Lärcbenkliebstecken mit zweiSpitzen stossen, auch allejahr 300
Fußprofen legen und mit Stillaun genuegsam versehen, die alten Gräben um die Gieter
herum räumen. DerPächter muß alle Jahr 20 Band- und 20 Wildfelher stoßen.
Wenn in den Glasürn bei den Bäumen kein Reb wär, solle er daselbst Reben stossenund
legen. Bei Vertragsabschluß am fünften Dezember war in der Glasür eine Pfinne
mit Weizen und die anderen mit Roggen angebaut. KeinHolz solle aus dem Aichwald, sondern aus
derAu genommen werden. Durch den Graben imRauth solle er kein Holzfübren oder treiben
lassen. (Vfb. B 1537, fol. 251)
Immer wieder finden wir in den Pachtverträgen die Verpflichtung
des Pächters, das Strohdach oder Schindeldach des Hofes jährlich zu erneuern. Der
Pächter am Stein mußte 1590 jedes Jahr 400 lärchene Schindeln auflegen und
für die Strohdächer drei Tagwercker aufwenden. Ziegeldächer kamen erst
später auf. 1582 wird aber am Hof Manna sowie am Steinmannhof bereits ein Ziegeldach genannt.
Andererseits ist das Kölblwirtshaus noch 1758 mit Stroh gedeckt. Auch Glasfenster mit
sogenannten Butzenscheiben waren noch im 16. Jh. auf Bauernhöfen selten. Ein aufschlußreiches
Beispiel für die Bauweise im 16. Jh. ist uns von 1559 zum Hilberhof erhalten, wo es unter
anderem heißt, das Haus sei außen mit Schieferstein zu verschiefern, wiees Brauch
ist. Dabei ist unklar, ob das Dach oder ob die Außenwände des Hauses mit Schieferplatten
gedeckt wurden. jedenfalls finden sich in manchen Pachtverträgen, wie am Müller in
der Au, die Pflicht des Pächters, jährlich ein FuderBranzoller Platten dem
Herrn zum Oberhütterhof in Gries zu fuhren.Die Pächter am Preglhof in der Au mußten
dem Hofherrn 1550 ein Landfueder guets Roggenstroh, was sich mit vier Zugtieren fieren mag,
zum Oberhütter- und zum Unterrohrerhof nach Gries, wohl zum Dach decken, führen.
Wasser floß in offenen Rinnsalen zum Hof oder wurde, besonders
in unwegsamem Berggelände, in Holz Rohren geleitet. So muß der Pächter am Stein
um 1590 jährlich 30 Bergklafter an der Wasserleitung bessern und machen lassen.
Wie wertvoll das Wasser besonders auf dem trockenen Breitenberg war, zeigt folgende Eintragung
von 1626: Hans Pfesl verläßt dem Gob unddem Pfeslbof das Wasser des Brunnens
beimTschuegg; diese Quelle geht bei der Mühle desTschueggenbaches auf welche am Pach zwischen
Preiten- und Schmalberg steht. Dieses Wasser darf der Tschuegg ewiglich nicht kehren odergenießen,
sondern nur die beiden andern Höfe;sie dürfen auch durch den Tschueggengrund dasWasser
kehren. Für die Leitung dazu dürfen sieFöhren aus dem Tschueggenwald nehmen.
DerTschuegg darf von der Leitung mit einer Pippenoder einem Zapfen Wasser für sich in
einen Trogkehren. jeder der beiden Höfe muß dem Tschuegg drei Pazeiden gueten Most
zinsen.
1674 darf ein Teil des Wassers, nur das Kellenwasser (was mit
der Kelle zum Hausgebrauch entnommen wird), das beim Müller entspringt, in Röbr zum
Pichler geführt werden.
Der Müller, einst Perchtoldthof, hatte keinenBrunnen und
kein Wasser, aber das Recht, den Zigglbrunnen beim Thaler oder Pregl zu benützen.
Ebenso benutzte der Müller den Pacbofen beim Pregl.
Lesen konnten noch im 16. Jh. nur die wenigsten Bauern. Deshalb
wird in den Inventaren eigens betont, wenn einer ein Buch besaß, wie beim Ochsenfuß,
wo der Bauer 1549 zwei Bücher hinterließ.
In den langen Winter Abenden waren die Räume meist finster;
mit den spärlichen, wertvollen Kerzen mußte sparsam umgegangen werden. In einem
Hof Inventar zum Teissl 1536 werden vier Knäuel Docht genannt. Es gab weder Zündholz
noch Feuerzeug, das Feuer mußte aus Feuerstein geschlagen werden. 1708 brannte
das Reifhäusl ab- der Bestands Mann (Pächter) wurde zur Rechenschaft gezogen, er
hatte nämlich Feuergeschlagen. Das elektrische Licht kam erst spät nach Leifers:
Es wurde feierlich am 18. Oktober 1913 vor der Kirche eingeweiht.
Besonderen Wert hatte auch die Bettwäsche, von welcher härbene
und rupfene Leilacher genannt werden; das härbene ist grobes Leinen aus Flachs,
das rupfene ist noch gröberes Tuch aus Hanf. Besonders erwähnt wird in einem
Inventar von 1590 ein Federpolster als Bettzeug. Beim Bettzeug wird neben Wolldecken auch Barchentstoff
erwähnt, so beim Pregl 1581. Der Wert des gewobenen Tuches für den Bauern geht z.
B. aus folgender Eintragung im 'Verfachbuch von 1547 zum Aspmayrhof her-vor: Der Pächter
Jörg Steinacher beklagte, seine Pfait (Hemd) ist zu Jakobi, als seine Frau die große
Wäsche hatte, vonder Wäscheleine unterm Dach verschwunden.
An Tisch Besteck wird im 16. Jh. nur der Löffel genannt,
welcher aus Buchsbaumholz geschnitzt war. 1582 wird am Hof Manna folgendes Küchengerät
genannt: 2 mittere zinnene Schüsseler, 1 zinnerns Trinkkandele, 5 hilzerneSchußtaller,
2 hilzerne Schüsseln, 2 mittere Eisenpfannen, 1 kleines Kupferkessele, 1 kleinsgloggspeisenes
Hafele.
Am Hilber wurde 1535 Inventar aufgenommen :50
Strähn rupfenes und 10 Sträbn bärbenes Garn, 40 Löffel und drei Tisch in
der Stube, 1 Laib Schmer, 29 Käs, 2 Zieger, 6 Metzen Schweinefleisch, 23 Pfund geselchtes
Rindfleisch. An Vieh 9 Kühe, 5 Kälber, 1 Paar Ochsen, 2 Roß.
Am Unterberghof wurde 1641 Inventar aufgenommen: Ein weißes
PurchhausenerHuet, einweißes Leibl von Hirschhaut, ein grauwullesPaar Hosen von böhmiscben
Tuech, ein altesWams aus Schaffell, ein meergrünes Wams ausSamt, ein meergrünes Paar
Hosenbänder vonZendel, ein Paar wullene Reitstrimpf und einPaar leinene Strimpf, ein silberfarbenes
Wehrgehäng von einfachem Taffet, ein wullener Reitmantl und ein Reitpelz mit Fueter
aus Wolffehl,ein Paar Reitstiefel und ein Paar Stiefeletten,zwei Leibkirneß (Harnisch)
mit einer Sturmhaube, ein Feldgeschoß, ein Reitdegen samt Gehänge, eine Ziel- und
zwei Pirschpixn mit allem Zubehör, drei Musketen und ein ähnliches Rohr,zwei Haggen
und eine schlechte Hellebarde.
Josef Lanznaster, Baumann am Steinmann, hinterließ 1711
folgende Mansristung: 2 Hellparten, 1 Scheibenpix, 2 Zelinpix, 1 Pix mit ein zelin Schloß,
1 Rohr ohne Schaft, 1 Metzgersäbl,1 Degen, 1 Bajonet, 1 Hirschfänger.
Beinahe jeder Hof hatte seinen eigenen Pachofen, in Ausnahmefällen
hatten zwei oder auch mehrere Höfe einen gemeinsamen Pachofen, wie der Pregl- und
Müllerhof in der Au. Um 1530 baute sich der Flascher einen neuen Pachofen.
Bargeld war am Hof eher selten; immer wieder finden wir Anleihen,
für welche der Zins in Naturalien wie Schmalz (Butter) oder Wein entrichtet wurde. 1582
hat der Pächter am Rennerhof, Baltasar Schuester, für eine Anleihe Waren und Kleider
an Juden in Bozen versetzt.
Manchmal hat der Hof Herr nur einen knappen Teil des Gebäude
verpachtet und den übrigen sich selbst vorbehalten. In einem Vertrag von 1570 heißt
es diesbezüglich: Der Pächter darf in der Stube kein Bett aufschlagen und keine Hennen
und Hühner darinnen halten. Diese Bestimmung läßt auch auf die engen Wohnverhältnisse
am Hof schließen, da auch zu bedenken ist, daß die Familie sehr viel mehr Kinder
als heute hatte und zudem noch Knechte und Mägde dazu kamen. Die Lebenserwartung war viel
kürzer als heute, so daß es nicht wundert, daß es nichts Ungewöhnliches
war, wenn der Bauer oder die Bäuerin nach dem Verlust des anderen Teils ein zweites und
auch ein drittes Mal heirateten, um den Unterhalt bzw. die häusliche Fürsorge zu
sichern.
Das Großziehen der vielen Kinder war oft keine Kleinigkeit,
so daß es nicht wundert, wenn dem Adam Zelger beim Kauf des Hofes in der
Wasserfaal auf Seit 1588 ein Drittel des Kaufpreises
nachgelassen wurde, weil er vier der minderjährigen Kinder des Verkäufers großziehen
wollte.
Im Lichte der bäuerlichen Überbevölkerung im 16.
Jh. sind auch die zahlreichen inzwischen abgekommenen Hof stellen und Feuer Stätten auf
Seit zu sehen, wie im eigenen Abschnitt über die Höfe dort selbst dargestellt wird.
Ein besonderes Augenmerk mußte der Pächter auf den
Weinberg legen.
Überhaupt wird immer zwischen Lasürn, Weingärten
und Pergeln unterschieden, wobei erstere wohl jene Anlagen waren, bei denen die Reben am freistellenden
Pfahl oder an einem Baum empor wuchsen und mit Weingärten Anlagen mit mehreren Pergeln
gemeint sind. So ist doch die obengenannte Vorschrift zu verstehen: Wenn in den Lasürn
bei den Bäumen kein Rebwär, solle er daselbst Reben stossen und legen.
Ähnlich heißt es 1567 zum Hilber: Ob ain Paman Reben
Mangl hätte, soll der Pächter anderedaran legen, wo Pam absterben, soll er anderean
die Stelle setzen, Und weiteres im selben Vertrag: Es stehen Reben in den Äckern
und auf denWiesen. Die Lasürn waren aber offenbar doch in Reihen stehende Bäume
oder Pfähle mit empor wachsenden Reben, denn öfters wird von LasürWein Zeilen
gesprochen. Zum Burger gehört im 16. Jh.ein Stuck Erdreich mit sechs Lasir Zeilengenannt
die Traten.
Der Pächter am Müller muß 1564 die Reben gut
mit Holz bestechen, die äußeren und offenenfleißig aufspießen.
Das Reben schneiden wird in den meisten Pachtverträgen noch
genauer beschrieben, so 1589 zum Aspmayrhof: der Pächter solle die Reben nit auf den
Raub oder Verschwendung derselben überschneiden, sondern einen gleichenmittermäßigen
den Reben nuzparen Scbnitt fieren. Die Reben wurden offenbar gleich nach der Wimmet geschnitten,
denn in einem Pachtvertrag zum Aspmayr 1577 wird eigens betont, daß die Reben am Erchtag
nach Simon und Juda (am 29. Oktober) noch unbeschnitten sind. Offensichtlich wurden die
Reben nach örtlich verschiedener Art geschnitten, denn in einem Pachtvertrag von 1600
zum Steinmann heißt es: Diejungen Reben solle Besteher nach herobigerBozner Form schneiden.
In einem Pachtvertrag zum Reifhäusl heißt es 1700:Der Pächter müssedie
Reben bei gutem Mond schneiden!
In einem Pachtvertrag zum Flascher von 1532 heißt es: Der
Pächter solle jedes Jahr imWeingarten 100 Lasür- und 100 Klobstecken mitzwei Spitzen
stoßen und verbrauchen. Wahrscheinlich dienten diese genannten Klobsteckenzum
Setzen der jungen Reben. Der Pächter mußte »die Reben fleißig bestücken,
in die Lucken und wo es nottut Profen legen und Rasln einspiessen. Daß
damals durchwegs unveredelte Raslen gepflanzt wurden, geht unter anderem aus folgender Pacht
Bedingung zum Mannahof in der Au von 1562 hervor: Der Pächter solle dieRasln, so in
den Zeilen zu sammeln möglich ist,fleißig aufklauben und anderswo einspießen.
1541 heißt es zum Fiderer: Der Pächter sollealle
Jahr 100 Fueß profen, auch jedes Jahr bis andie Anewanten ein Zeil auf der Pergl richten,aber
Stecken hierzu, Stillaun und Kliebholz geben die Besitzer. In einem Pachtvertrag zum Steinmann
von 1565 werden die verschiedenen Weingarthölzer aufgeführt:Der Pächter
solle diePergeln, jung oder alt, und die Lasürzeilen mitWeingartholz versehen, mit Stangen,
Seilen, Pfossen, Stöcken, Stillaun, Schaltern und dergeleicben. Bei Neu Anlagen war
es Pflicht des Herrn, die Furchen für die Pflanzung machen zu lassen.
Die Pächter auf den Höfen in der Au erhalten schon im
16. Jh. den Auftrag, bei den Reben Muer (Flins) aus den Muergräben zuezulegen, so1577
am Aspmayrhof. Besonderen Wert hatte auch der Tunget (Mist), so mußte ein Pächter
1577 als Pachtzins seinem Herrn jährlich einenHaufen gueten Dungetim Wert von 11
Gulden bringen.
In einem Pachtvertrag zum Aspmayrhof von 1586 heißt es kurz,
der Pächter solle die Rebzeilen wie zu Leifers gebräuchlich pflegen. Die ist in einem
Pachtvertrag zum Hilber 1579 genauer beschrieben: Der Pächter muß die Reben schneiden,
firmben, aufmachen, platschen, ablauben,schabigen, über den Winter zuheiflen.
Die Zeit der Wimmat war vom Bestandsmann dem Hof Herrn mitzuteilen,
damit er selbst oder sein Probst dazu auf den Hof kommen konnte.
Die Qualität des vom Pächter zu reichenden Weines hat
man in den Pachtverträgen genau beschrieben, so gibt der Ochsenfuß 1589 guten,lautern
Most Vor- oder Mitterschuß, aber keinenStingler oder Nachtorggler.Beim Vorschuß
ist der Wein gemeint, der vor Beginn des Torgglvorganges abfließt, beim Mitterschuß
jener, der ab rinnt, bis der Torgglbaum den halben Weg zurückgelegt hat. Im Inventar zum
Hof auf der Saag wird 1692 im Keller und Gewölben ein neues Törggele genannt.
Verpönt war auch der Wein, welcher töbelich riechen
tut; von den bekannten Sorten war der weiße Lagrein am beliebtesten.
Der Burgerbauer Wolfgang Zieglauer hat 1561 dem Haller Händler
Thomas Rauscher, Bürgermeister in Hall, 18 Yhrn Wein in sechs Panzen verkauft.
Der Lewald verkaufte im 16. Jh. Wein nach München.
Im 16. Jh. wird auch in Leifers der Anbau von weißem Lagrein
erwähnt. 1652 finden wir beim Großhaus den schwarzen Lagrein. erwähnt. In einem
Kaufvertrag zum Thurner 1581 wird eine Neu Anlage mit 10.000 Vernatsch- und 3.000 Lagreinreben
genannt. 1557 muß der Pächter auf dem Hitthöfl jährlich 100 guet
Traminersteckten stoßen. 1573 wurden vom Käufer
des Seizen neben dem Kaufgeld zwei Ybrn LeitacherAlatwein verlangt.
Nicht nur Most und Wein wird als Abgabe erwähnt, sondern
auch Weinbeer zum Aujlbängen, also Eßtrauben, welche auf dem Dachboden an
einer Schnur aufgehängt und getrocknet wurden. So mußte der Pächter am Renner
1732 bei der Wimmat die Herrschaft zur Conservierung der Früchte ermahnen.
Nach dem Abpressen des ausgegorenen Weines nahm der Bauer wie
heute die Trestern, um daraus Schnaps zu brennen. 1695 wird beim Fuchser ein
eingemauerter Pranntweinkeßl genannt. 1712 hat der Hilber in der Au einen Prantweinhafen
die Trestern zu prennen.Wein galt früher nicht nur als beliebtes Getränk, sondern
auch als stärkendes Nahrungsmittel. So finden wir 1578 im Testament des Christof Ennthofer,
Thurner, die Verfügung, seine schwangere Witwe soll nach der Geburt extra zum Kindlpett
ein Pänzl mit guetem Wein von fünf Ybren (eine Bozner Yhre = ca. 78 Liter) und
zwei StarWeizen erhalten. Caspar Poll und Elspeth, Bauern am Stein, vermachten um 1550
der Kirche zu Leifers zur Beförderung des Gottesdienstes jährlich eine Yhre gueten
weißen Zinswein, welcher in der Karwoche vor der Kirche den Gottesdienstbesuchern
ausgeteilt werden sollte.
Als der größte Weinhof ist der Renner anzusehen. Ein
Inventar 1732 zählt folgendes Kellergeschirr auf: 44 feichtene Stander, halten ungefähr
528 Yhrn, verschiedene larchene Panzen, machen 167 Yhrn. 6 große und schlechtere MaßYhrn,
2 Zumben, 2 Pazeiden, 4 larchene Pottich halten ca. 40 Yhrn, 2 Torgglschaffer, 2 Trösterkraler,
Torggl, Kiefkar, 2 Prantweinhafen.
Hier konnten also über 400 Hektoliter Wein eingekellert werden.
1695 hat der Pfösl auf Deutschnofen, Inhaber des Tschueggen
und Gampen auf Breitenberg, beim Gampen einen neuen Weinberg roden lassen. Vom Tschuegg her
ließ er eine neue Wasserleitung in Holzrohren legen.
In einem Kaufvertrag über den Burgerhof des Jahres 1543
wird unter den Gütern ein Pirpamacker genannt. Weiters ein Kabisacker von
ca. zehn Starsamen, mit Lasürzeilen darin. Das Sauerkraut spielte am Bauernhof
eine wichtige Rolle, bei bestimmten Inventaren werden auch drei volle Krautfässer gezählt.
In einem Inventar zum Leibele von 1537 werden drei Ybrn Ruebkraut gezählt. Der
Pächter am Aspmayrhof mußte seinem Herrn in jedem Herbst 100 schöne Kobisköpfnach
Bozen führen. Der Pächter des Müllerhofes in der Au mußte 1540 jedes Jahrein
Reitlschlagen urrd darauf Kraut ansäen.
Hans
Schwab am Pregl- und am Perchtoldhof in der Au, hat sich 1540 vom Pächter einehalbe
Pfinne.für Zwiefel, Erbsen und Kobis vorbehalten. Im Krautgarten des Bauernhofes finden
wir unter anderem die Gramillen (Kamille).
Schon im Mittelalter wird beim Hof häufig ein Baumgarten
genannt. Die Deutschnofner Bauern legten besonderen Wert darauf, daß die Pächter
auf ihren Höfen in Leifers den Baumgarten nicht vernachlässigten. So bestimmt Gotthart
an der Egg auf Deutschnofen 1549, der Pächter solle fünf rott Äpfl Pam pelzen
und züchten.
Und in einem Pachtvertrag zum Hilber 1567: Der Pächter
solle jedes Jahr zwei Äpfl- und zweiPirpam setzen, pelzen und mit möglicbstem Fleißgroßziehen.
Weiters zum Steinmann 1600: DerPaumann solle jedes Jahr sechs wilde Obs Pämlen
zum Pelzen setzen. Der Baumann am Renner muß 1732 Mandeln, Pfersig und Quitten
erhalten und letztere zwei zu Klaizen aufschneiden. Diese wurden am Dachboden zum Trocknen
aufgehängt.
Die Wiesen im Tal wurden dreimal, Heu, Grumet und Pofel,jene
in höheren Lagen nur zweimal gemäht. In einem Pachtvertrag zum Hilber 1567 finden
wir die Pflicht des Pächters, die Wiesen jedes Jahr zu St.Jobannes des GottestäufersTag
(24. Juni) abzumähen. Die Heustadel konnten offenbar nicht alles Heu fassen,
denn immer wieder finden wir die Nachricht, daß noch nach Neujahr eine größere
Anzahl von Dristen und Schober auf der Wiese stehen. Bei den Dristen wurde
das Heu um eine Stange herum aufgeschichtet. Der Bauer oder Pächter mußte die Diistenauf
der Wiese einzäunen, um sie vor fremdem Vieh zu schützen.
Besondere Bedeutung hatte für den Hof auch die Streb (Schilf),
welche in den Auen und an den Gräben gemäht wurde und vor allem als Streu für
das Vieh im Stall verwendet wurde. Darüber hinaus hat man die Streb oder Röhr
neben dem Stroh aber auch zum Dachdecken verwendet.
In einer Urkunde den Fuchser betreffend aus dem Jahre 1584 wird
ein Kleegarten erwähnt.
Beim Anbau von Getreide war vor allem der Roggen wichtig, gefolgt
von Gerste; Weizen wie auch der Haiden oder Haidenweizen (Buchweizen) spielten eine
untergeordnete Rolle. 1582 wurden bei einer Inventaraufnahme am Weigler gezählt: 54
Schober ungedroschener Roggen,1 Schober gibt 2 Star; 1 Schober Gerste gibt2 Star; 4 Schober
Weizen, 2 Scbober geben 3 Star,also 6 Star. Im Mittelalter aber auch noch im 16.Jh. haben
die Bauern auch Hirse, genannt Hirsch, in den verschiedenen Arten Sürch, Fennich oder
Prey, angebaut. 1570 waren am Preglhof einePfinne mit Haiden, eine mit Hirsch und zwei mitRuebkraut
angebaut. Pfinnen oder Gfinnen nannte man die zwischen zwei etwa 10-15 Meter auseinanderliegenden
Pergeln verbleibende Anbaufläche für Getreide und Gemüse. 1561 finden wir in
einem Inventar am Weingarter: 7 StarWeizen, 7 Star Hirse, 6 Star Haiden, 4 Star Lannges
Korn und 4 Star Gerste.
In der ersten Hälfte des 16. Jh. finden wir Nachweise über
den Anbau von Reis in der Au beim Steinmannhof. Auch beim Reinisch wurde 1528 Reis angebaut.
Wir finden dort in einem am 16. Oktober aufgenommenen Inventar fünf Tristen Reisheuauf
dem Stadel. Ob die reifen Reis pflanzen gedroschen wurden oder ob das abgeerntete Reisstroh
verfüttert wurde, ist nicht festzustellen.
Hirse und Reis wurden rasch von dem seit Ende des 16. Jh. aufkommenden
Türggen verdrängt. 1591 wird beim Pregl- oder Talerhof der alda gesäte türggiscbe
Waizen genannt.
Verbreitet wurde Winterroggen angebaut; so heißt es zum
Müller am 16. November 1564: Alles Ackerland ist mit Herbstroggen besät, bis aufzwei
leere Pfingen an der Grenze. In einem Pachtvertrag zum Renner 1732 heißt es: Jeweilszu
Martini müssen acht Star Roggen angebautsein; damit kein Betrug beschehe, ist bei der
Anbesähung der Amtmann einzuberufen. Dieser sollte also überwachen, daß
das vorgeschriebene Quantum an Getreide wirklich ausgesät wurde.
Als Nutzpflanze war auch der Flachs sehr geschätzt. Das reife
Haar wurde an der Sonne und in eigenen Öfen abseits vom Haus gedörrt und dann
gebrechelt, um es dann zu grobem barbenemTuch
zu verweben. In einem Inventar zum Teisslhof 1536 wird genannt: 40 Pfund ungehächeltes
Haar, 18 Pfund rupfenes Garn,5 Pfund Haarreisten, 15 Pfund härbenes Garn.
In steilen Bergäckern mußte jährlich die Erde
wieder nach oben geführt werden, so heißt es in einem Pachtvertrag zum Hof am Stein
1600: Der Pächter soll fleißig alle Jahr die Erd auf denÄckern vom Rain
bis zu obrist der Abfuhrt auffiern.
Beim Schluntner heißt es über die Pflichten des Pächters 1593: Er muß
die Äcker zu gebührender Zeit Prachen, Pauen, Jätten, Wurzen,Grasen, Gramen,
Schitten, Erd und Tung auffübren,
Jeder Hof hielt eine mehr oder weniger große Anzahl von
Haustieren. Am Berg wurden mehr Ziegen als auf dem Land gehalten. Einige Zahlen: 1561 hielt
der Seizen 3 Stiere, 5 Kühe, 3 Kälber, 4 Schweine, 9 Hennen und 1 Hahn. 1563 gab
es am Gschlössler ein Paar Ochsen, 3 Kühe, 14 Gaiß, 2 Schweine. Der
Weigler hielt 1582 27 Gaiß, 1 Paar Ochsen, 1 Pfar Stier, 3 Kälber,
5 Kühe, 5 Schweine. Der Pfarrstier deckte die Kühe der ganzen Nachbarschaft und hat
seinen Namen davon, daß er ursprünglich am Pfarrhof gehalten wurde.
Auf Tschuegg wurde 1571 folgendes Vieh gehalten: 2 Paar Ochsen,
5 Kühe, 6 Schweine, 28 Geißen, 5 Stiere. Der Fritscher hielt 1547 2 Paar Ochsen,
1 Schwein, 5 Kühe, 1 Stier, 19 Geißen, 7 Kitze, 1 Pock, 9 Hennen,
1 Hahn. Der Köhl hielt 1528 drei Paar Ochsen. Beim Weingarter werden 1561 gezählt:
7 Kühe, 1 Paar Ochsen, 1 Stier, 1 Kalb, 10 Geiß, 4 Kitze, 6 Facken.
Der Renner hatte 1732 sogar 5 Paar Ochsen, 1 Pfarrstier, 5 Kühe,
4 Kälber. Der Steinmann hatte 1702 vier Pferde, 6 Stiere und 2 Paar Ochsen 3 Kälber,
2 Kühe. Dem Baumann wurde im Pachtvertrag aufgetragen, er müsse jährlich 24
Stuck Rindvieh und Ross halten, damit der Hofgepessert würde. Hier hat man offensichtlich
den Wert des Stalldüngers für die Kultur besonders unterstrichen.Weißhaus hatte
1730 fünf Pferde, 3 Paar Ochsen und 1 Kuh. Insgesamt fällt also das Milchvieh weit
weniger ins Gewicht als heute, vielmehr waren Arbeitstiere wichtig.
Einmal im Jahr wurde in Leifers auch ein Viehmarkt abgehalten.
Wir erfahren auch, daß die Gräben im Talboden, die
Bäche und die Etsch sehr fischreich waren. So schreibt Marx Sittich von Wolkenstein bald
nach 1600: ... Undf angt man in der EtschFerchen zu 20 bis zu 30 Teitsch pfundt; wegenotter,
aschen, pärn, hechten, krebs, alten, wenigal, schleichen, alten, scharl, dolben, grudel,pfrill,
laugen und ander vil klaine viscb; inmosern schiltkroten und sehr vil froscb abgibt,sowohl
neinaugen. Besonderes Lob fand Marx Sittich für die Fische des Brantenbaches: Der
Prandten pach hat die aller pesten ferchen(= Forchen).
Folgende Gräben im Talboden waren Liechtensteinisch und wurden
verpachtet: DerWeißhausgraben, der St. Jakober Graben, der Siessenbrunngraben, der Wälschwirtgraben,
der Mittergraben.
Die Liechtensteiner hatten außerdem noch das Recht des Fischfanges
im Brantentaler Bach. 1586 verpachtete der Liechtensteinische Amtmann Christoff Feichtner dem
Fischer Thoman Tieffentaler den Weißhausgraben und den Mittergraben in der Au auf fünf
Jahre. Der Pächter mußte Krebse und Fische zuerst dem Liechtensteinischen Amtmann
anbieten.
In den genannten Gräben wurden Scbleicben, Hechten, kleinere
Fische, dann Krebse undFrösche ausgebeutet. 1660 wird der Wegmacher Jacob Mayr verurteilt,
14 Tage bei Wasser und Brot zu fasten, weil er dem Graf Liechtensteinischen Fischer Franzischg
Schenk die Körbe entnommen hat.
Manche Höfe hatten aber auch Eigenfischerei, wie der Hilber
in der Au. Der dortige Pächter mußte laut Pachtvertrag 1579 fleißig über
die Fischgräben wachen, durfte aber keine Krebskörbe in die Gräben legen.
Die Bauernhöfe, vor allem jene auf dem Breitenberg, haben auch einen Bienenstand gehalten. Bezeugt ist dies 1571 für den Rennerhof.
Eine besondere Bedeutung für den Bauern hatten die Weiden
oder Felber. Dies geht sowohl aus den aufgezeichneten Pachtverträgen als auch aus
Inventaren hervor.
Man unterschied dabei zwischen Band- und Wildfelbern. in erster Linie wurden die Ruten zum
Rebenbinden verwendet, aber auch zum Korbflechten sowie für verschiedenen Gebinde wie
zum Aufhängen der Speckseiten, zum Binden von Reisigbündeln, zum Binden von Zäunen
und für vieles andere mehr. 1562 heißt es: Der Pächter solle die Straße
entlang zehn Bergklafter lang einen gueten starken,geflocbtenen Zaun mit Pandtstäben und
anderen gueten Zaungerten und gebrannten geklobenen Aichenstöcken machen. Das Felberband
wurde als ganzes, aber auch gespalten oder gekloben verwendet. Im letzteren Fall mußte
bei einer fachgerechten Arbeit immer die ungespaltene Seite nach außen schauen.
Die Felber stehen an feuchten Böden, am liebsten entlang
der Gräben. Sie wurden im Spätherbst beschnitten und dann im Winter, wenn der Tag
kurz und kalt ist, in der Ansetzoder Waschkuchl gefirmt, das heißt zu Ruten gleichmäßiger
Länge geschnitten und gebündelt. Es kam sogar vor, daß einzelne Felberbäume
verpachtet wurden, so wertvoll waren die Weidenruten. Andererseits konnten sich manche Höfe
an allgemeinen Gräben oder auf anderem Allmendgrund ihre Felber stoßen. Am Weißhauserhof
in der Au hatte jeder Leiferer Hof eine bestimmte Anzahl Felber, das Kirchenhäusl 32,
Unterberg neun usw. Wegen der Felber kam es auch öfters zu Streitigkeiten, so 1580 als
der Müllerbauer Ulrich Pacher die Bandfelber der Leife-rer am Weißhausergraben
widerrechtlich abstimbln (schneiden) ließ.
Im Pachtvertrag zum Hilber des Jahres 1567 heißt es: Der
Pächter solle alle Pandtstesse, dieam Hof gemacbt werden, wieder am Hof einstessen. Er
solle auch alle Pandt am Hof verwenden,auch wilde Felber, so viel der Pächter immer bekommen
kann, stessen und mit Fleiß großziehen.
Das Lörgetbohren und Kohlbrennen
Eine weitere Einnahmequelle für den Bauern war das Lörgetporen.1586
hatte der Hilberbauer Hans Feichtner, der auch Gastgeber am Engel zu Bozen war, das Privileg,
überall im Land an der Etsch Lörgat zu machen; er verspricht, auf sechs Jahre
alles Lörgat, das er aufbringt, an zwei Veroneser Kaufleute zu neun Gulden den
Zentner zu liefern.
Mit dem Lörgetbohren in Zusammenhang steht das Piglbrennen.Dabei
wurde Pech durch Erhitzen zu einem Abdichtungsstoff (Pigl) für Binder und für
den Schiffsbau verarbeitet. 1539 wird eine Piglhütt beim Bauer am Stein erwähnt.
Dieses Gewerbe wird auch 1695 beim Ebner auf Seit genannt.
Im Laubwald des Breitenberges bot auch das Kohlbrennen ein zusätzliches
Einkommen für den Bauern. Sowohl Flurnamen wie Köhl als auch direkte Belege zeugen
von diesen rauchenden Meilern im Wald (1629 Adam Fueg, Kohlbrenner auf Hochegg). Der Pächter
am Brunner auf Breitenberg darf 1687 Brenn Kohl machen, doch die Labschab dafür
darf er nur gegen Enzbirg hin nehmen.
1695 kam es zu einem Streit zwischen der Nachbarschaft auf Seit
und Josef Pichler, Ebner, weil dieser zwei Fremde im Gemainswald PiglPrennen ließ.
Die Konservierung der Lebensmittel, vor allem von Fleisch,
Butter, Käse und dgl., war in den warmen Sommermonaten oft schwierig. Der Keller bot nicht
immer die erforderliche Kühlung. Am Fuße der von der Rotwand abbrechenden Steinhalden
haben die Bauern den natürlichen Luftzug genutzt, welcher dort mit Temperaturen um den
Gefrierpunkt hervortrat. Das Phänomen kennen wir von den Eislöchern in Eppan oder
Pfatten. So wurden Höhlen oder Gruben ausgebrochen, um darin Vorräte kühl zu
lagern.
Aber
auch zur Konservierung des Eises selbst hat man tiefe Keller angelegt, in welche im Winter
in Blöcke geschnittene Eiswürfel gestapelt, und dann in der warmen Jahreszeit den
Wirten in Bozen verkauft wurden. 1683 habendie Eheleute Benedikt Faigl, Bühler, und
UrsulaRunggerin dem Peter Hofmann, Handelsmannin Bozen, eine öde und steinige Lammer verkauft,
und zwar soviel Grund, als er zur Erbauung eines Kellers vonnöten hatte. Die Faiglgaben
auch das nötige Holz zur Machung derEisgruben, aber auf Kosten des Käufers. Die Verkäufer
haben das exklusive Transportrecbt desEises nach Bozen. Für eine Fuhre mit einemPaar Ochsen
erhalten sie einen Gulden, für eine Trag oder Krax zwei Kreuzer (Vfb. B. 1683, fol.
27).
1716 hat Peter Oberauch, Fritscher, einen kalten Keller gegen
jährlich drei Kreuzer Grundzins auf des Pichlers (Bühler) Grund erbauen lassen.
Sehr interessante Quellen sind auch die Testamente. Im Vordergrund
und deshalb an erster Stelle genannt finden wir immer Bestimmungen für das eigene Seelenheil.
Dazu soll z. B. eine größere Anzahl von Messen gelesen werden, bei größeren
Stiftungen zu Seelgerät ist für immer eine Seelenmesse zu lesen. Nicht zu unterschätzen
ist auch die soziale Bedeutung testamentarischer Verfügungen für die Armen, denn
es war üblich, den Armen entweder einen Geldbetrag oder Naturalien zu vermachen. So verfügte
die sterbenskranke Anna Lotherin 1582, daß bei ihrem Begräbnis und beim Siebten
und Dreißigsten ein Tisch voll armer Leute gespeist werden solle. 1715 vermacht Hans
Sparber, Wirt am Kalten Keller, in seinem Testament den armen Leuten in Leifers ein Star Salz
und für drei Gulden Brot. 1686 verfügte Maria Zieglauer, mit 50 Gulden solle manunser
lieben Frauen Vesper Bild alldazu Leifers eine Kron auf dem Haupt machen lassen und ebensoviel
den armen Leuten austeilen. Noch 1848 bestimmt Johann Pfeifer, Bauer am Stein, in seinem
Testament, man solle für ihn für 20 Jahre ein Seelenamt lesen und jährlich zwei
Star Plenten- oder Türkenmehl unter den Armen verteilen. Laut Verkündbuch des Kuraten
wurde in der ersten Dezemberwoche das sogenannte Armenholz verteilt. Arme Leute gab es wahrlich
viele. 1827 heißt es im Verkündbuch: Um die Bettelplage zu bekämpfen, soll
laut Befehl der Landesregierung in jeder Gemeinde ein Armenvater ernannt werden, welcher
monatlich bei den Vemögenden eine Sammlung vornehmen soll; den fremden Bettlern solle
aber nichts gegeben werden!
Manche Höfe hatten ihre eigene Haus Kapelle, so der Renner,
bei welchem ein Inventar von 1732 ergibt: ein holzenes Hausaltarl, ein Panklzum Meßpuech,
zwei Kniepankln, zwei Marienpilder, vier Tafelen, ein Wandglöggl, eine hilzeneHostiapixen,
zwei hölzene Leichter, Opferglasslnetc. Auch Weißhaus hatte um 1700 einen eigenen
Hausaltar. Eine Haus Kapelle hatten auch der Kalte Keller, Unterberg und Unterstein. Vor allem
bei Weg Kreuzungen errichtete man Bild Stöcke oder Weg kreuze; solche Zeugen der Volksfrömmigkeit
stehen heute noch z. B. bei der Abzweigung des Weges zum Unterberg, an der Kreuz Straße
(geweiht am 3. Oktober 1920), an der Kreuzung mit dem Reifweg, beim Auhof und an vielen anderen
Orten.
In der ersten Hälfte des 16. Jh. fand besonders auf den Höfen
des Breitenberges, aber auch im Dorf selbst die Idee der Wiedertäufer verbreitet Aufnahme
(1537 Margareta Moserin auf Unterberg, genannt Wiedertäuferin). 1535 Simon Kob seelig
(Vfb. B. 1535, fol. 167). Dieser ist als Wiedertäufer hingerichtet worden (wegen derverführeriscben
Sekt des Wiederlauffs). Ulrich und Leonhart die Tschueggen sind in der Sekt der Wiedertäufer
weggezogen und darin tots abgangen (siehe Höfe am Breitenberg).
Vielmehr als heute war das Leben von der Kindheit bis zum Tode,
zur Tag- und Nacht Zeit religiös geprägt. Einen besonderen Stellenwert nahmen dabei
Bittgänge, Prozessionen, Wallfahrten und Pilger reisen ein. Eva Ganznerin, die betagte
Witwe des Lewaldbauern, unternahm im heiligen Jahr 1600 eine Pilgerreise nach S. Maria Loreto
und Rom.
Wie sehr das tägliche Berufsleben religiös geprägt
war, zeigt auch der Umstand, daß noch bis zu Beginn unseres Jahrhunderts eigene Messen
für die Saltner, die Seidenzieherinnen in der Filanda, die Herter, die Fütterer,
die Roßknechte und andere gelesen wurden.
Auf den Bauernhöfen konnte es aber auch recht lustig zugehen, so wird uns vom Burger 1539 berichtet, daß es dort in der Fasnacht immer recht lustig zuging, dort spielten die Musikanten auf der Tenne auf, es wurde getanzt, gezecht und gelacht (VfB, B. 1539, fol. 133).
Der Kölblgasthof, später zur "Post",
liegt im sogenannten alten Dorf und gilt als der älteste Gasthof in Leifers. Er lag direkt
an der alten Landstraße, welche vom Krueg zum Kölbl und von dort zum Gutleben führte.
Knapp daneben war der für die Fuhrleute so wichtige Wagenschmied. 1445 Kolbel von Leiuers(TLA
Il 5571).
Das Wirtshaus am Kalten Keller war im 16. Jahrhundert ein sehr
beliebter Treffpunkt, dort wurde gekegelt, Karten und Würfel gespielt, gezecht, gerauft
und in der Fasnacht in Masken getanzt. Ähnliches wird auch vom Kölbl berichtet.
Die Bewaffnung, vor allem mit Blank Waffen, war nicht ein Privileg
der Adeligen und Ritter, sondern wir finden immer wieder auch Bauern, die mit Degen, Schwert,
Seiten Wehr, einem Präxl und Helle Barde ausgerüstet sind und so ins Wirtshaus,
zum Kirchtag oder auf den Markt gingen. Auch Büchsen und Pistolen gehörten zum Inventar
fast eines jeden Bauern. 1567 hinterließ der Mangenbauer Wehren und Harniscb. Von
diesem Waffen tragen zeugen sogar Flur Namen wie Zucksschwert, eine Wiese des Steinmannhofes.
1533 bekleidete Vilg Ennthofer in Leifers das Amt des Anwalts.
Als solcher sorgt er im Dorf für Ruhe und Ordnung: wenn er in der Fasnacht in den Gassen
Geschrei und Streit hört, geht er nach schauen, vermittelt und gebietet Frieden. Dies
muß nicht immer ein leichtes Unterfangen gewesen sein, geht doch aus den Quellen hervor,
daß jedermann bewaffnet ausging, mit Helle Barden, Waidbüchsen, Seitenwehren, langen
Schwertern, Präxln.
Öfters kam es auch zum Streit zwischen den Bauern und den
Flössern und Holzhändlern. Bei einem solchen Streit 1630 wurde beim Brunnentrögl
bei der Kirchen gerichtliche Kundschaft aufgenommen, bei welcher zahlreiche welsche Flößer
anwesend waren und auch Pistolen gezogen wurden.
Simon Pürckl, Bestandsmann auf dem Steinmannhof, hat 1589
im Gasthaus zum Rosengarten zu Nals bei einem Raufhandel seinem Gegner das linke Ohr
abgeschlagen. Der Weigler Ulrich Pacher erhielt 1573 wegen Unzucht, Zecherei und Rauferei einen
Monat Gefängnis bei Wasser und Brot.
Hans Kuppermann, Wirt am Raimann (Gutleben) hat im Wirtshaus zum
Schwarzen Bären«1531 durch einen Steinwurf einen Totschlag begangen. Es kam zur
Gerichtsverhandlung. Für ihn verwendeten sich: Graf Felix von Lodron, Melchior Freiherr
zu Völs, Carl Fux, Ritter auf Hocheppan und andere. In Wolle gekleidet, barfuß und
mit brennenden Kerzen mußte er zum Seelenamt erscheinen, er mußte der Feindschaft
Abbitte leisten, über dem Grab des Getöteten knien, statt der Kirchfahrt nach Rom
mußte er den Armen Almosen geben und das verwaiste Kind des Getöteten großziehen
und Geld dazugeben (Vfb. B. 1531, fol. 299).
Auffallend ist auch, daß im 16. Jh. immer wieder Bauern
in den Kriegsdienst nach Italien oder in die Niederlande zogen. So nahmen sie manchmal auch
ihre Frau mit und blieben auch für mehrere Jahre weg. Gregori Egen am Rennerhof war bis
1585 ganze 19 Jahre lang in der Lombardei im Kriegsdienst.
Veit Kilian vom Kirchenhäusl zog immer wieder als Landsknecht
nach Italien in den Kriegsdienst (-für und für zog er den Kriegsleuten nach.), und
zwar zusammen mit seiner Frau, während er am Hof einen Pächter zurückließ.
Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers