Die kirchlichen Verhältnisse
Die Frühmesserstiftung
Prozessionen und Bittgänge
Klosterfrauenstiftung
Die erste schriftliche Nachricht über den Bau der Kirche gibt uns eine Urkunde des Jahres 1386.
Leifers, 1386 Mai 19
Gregor, Bischof von Alessio/Ljesh (Albanien), Vikar des Bischofs von Trient, Albert
Graf von Ortenburg, erteilt allen Besuchern der Kirche der heiligen Sigismund, Nikolaus und
Anton in Leifers, welche zur Pfarre der hl. Maria in Bozen gehört und weiche vom edlen
Herrn Heinrich von Liechtenstein erbaut worden ist, vierzig Tage Ablaß. Es heißt:ecclesia
sive capella sanctoritm Sigismondi, Nicolai et Antoni de Leyversplebis sancte Maile de Bolcano.
Dieser Ablaß war durch einen Kirchenbesuch an folgenden Festtagen zu gewinnen: Weihnachten,
Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, an den Marienfesten und an den Festen aller Apostel
und der Evangelisten sowie am Weihe Tag der Kirche und des Altars.
In den Altar Tisch wurden Reliquien einer ganzen Reihe von Heiligen eingelassen.
An der Pergamenturkunde hängt an seidenem Faden das rote Wachssiegel des
Bischofs mit der Schrift: Gregori(us) Dei gr(atia) epi(scopus) Lisiensis. Im oberen
Teil im gotischen Maßwerk die Mutter Gottes mit dem Christkind, darunter ein Bischof
mit Mitra und Bischofsstab, und seitlich zwei kleinere Wappen, her. rechts der Adler, her.
links das G für Gregorius.
Der genannte Erbauer Heinrich von Liechtenstein war einer der wichtigsten Beamten
im Dienste des Fürst Bischofs von Trient. Näheres dazu im Abschnitt Gustav Pfeifers
über die Liechtensteiner.
Trient, 1386 Mai 28
Der Fürst Bischof von Trient Albert Graf von Ortenburg gewährt den Besuchern
der Kirche in Leifers 40 Tage Ablaß.' In der Begründung heißt es: Cupientes
igitur, ut capella sanctorum Sigismondi Regis et Martyris, Nicolai pontificis et confessoils
et Antonii confessoiis in Leuvers diocesisnostra dedicata congruis honoiibus veneretur,d.
h.' wir möchten also, daß die Kirche des heiligen Königs und Märtyrer
Sigismund, des Bischofs und Bekenners Nikolaus und des Bekenners Antonius in Leifers unserer
Diözese Trient geziemend verehrt wird.-
Das Patrozinium des Burgunder Königs und Märtyrer Sigismund (= 524)
hat damals vor allem durch die Person des späteren Kaisers Sigismund aus dem Hause Luxemburg
Verbreitung gefunden.
An der Pergamenturkunde hängt an seidenem Faden ein rundes Wachssiegel mit
dem Wappen der Ortenburger und der Inschrift: S(igillum) comitis ALBERTY DE ORTENBURG.
Trient, 1390 Jänner 10
Philipp von Allencon, Bischof von Ostia, verleiht den Besuchern der Kirche der
hl. Sigismund, Anton und Nikolaus in Leyvirs 40 Tage Ablaß. Das Siegel der Urkunde
ist nicht mehr vorhanden.
Trotz dieser Erst Nennung haben wir Gründe anzunehmen, daß die Kirche
älter ist und eben damals nur umgebaut wurde. Beim Einbau der Kirchen Heizung 1973 kamen
ca. 30 cm unter dem heutigen Boden des Presbyteriums Reste eines Mosaik Bodens mit weißen
uns schwarzen Steinchen zum Vorschein. Leider wurde das Mosaik, angeblich eine große
Engels Gestalt, weitgehend zerstört. Eine Grabung könnte vielleicht die Überraschung
einer antiken, frühchristlichen Kirche oder sogar eines römischen Heiligtums oder
eines profanen Bauwerkes ergeben.
Die Mauer Technik des Turms wird als aus der Zeit bald nach 1200 stammend angesehen.
Um 1386 wurde die Kirche also entweder neu wiederaufgebaut oder umgebaut.
Den Herren von Liechtenstein wurde übrigens seit dem Mittelalter bis in unser
Jahrhundert im Jänner und Dezember jeden Jahres ein Jahr Amt mit Vigil und Libera gehalten.
Da bei den genannten Arbeiten 1973 im Bereich des Turmes und unter dem Fußboden der Sakristei
Knochenfunde gemacht wurden, ist auch nicht auszuschließen, daß die ersten Liechtensteiner
in ihrer Kirche begraben wurden.
Die Kirche in Leifers gehörte zur Pfarre Bozen. Die Toten mußten nach
Bozen gebracht werden, doch war dies für die Leiferer sehr beschwerlich, so daß
sie ein Ansuchen an die kirchliche Obrigkeit richteten, um einen eigenen Friedhof um ihre Kirche
herum errichten zu können. Bischof Alexander von Trient weihte mit der Urkunde vom 11.
Oktober 1440 den neuen, ersten Friedhof in Leifers bei der Kirche.
Trient, 1440 Oktober 11
Alexander, Patriarch von Aquileia, Comendatarius des Bistums Trient und Fürst
von Masovien, weiht den neuen Friedhof in Leifers. Die Bevölkerung von Leifers hatte in
ihrer Eingabe auf die weite Entfernung zum Pfarrfriedhof Bozen hingewiesen. Im Dorf Leifers
bestehe seit uralten Zeiten eine Kapelle, die zu Ehren des hl. Antonius des Bekenners geweiht
ist, und welche von einer Mauer umfaßt ist. Diese Fläche sei für einen Friedhof
geeignet. Im Lateinischen heißt es: in villa Leifers quedam capella in bonorem sancti
Antoni confessoris antiquitus constructa existat. Ob dieses antiquitus constructa (vor
uralten Zeiten erbaut) darauf schließen läßt, daß die Kirche älter
ist als die 1386 geweihte, oder ob die Potenten die Wichtigkeit der Kirche betonen wollten,
ist offen. Die Rechte der Pfarrkirche in Bozen an Zehent und anderem sollten unbeschadet sein.
An seidenem Faden hängt das runde Wachssiegel des Ausstellers mit dem Bischofs Adler von
Trient und mit der Bischofs Mitra geziert und der Umschrift: S. ALEXANDRI EPI(SCOPI) TRIDENTI(?)
ET DUCIS MAZOW7E.
Im Jahr 1497 kam ein erster Neben Altar hinzu, welcher dem hl. Florian geweiht wurde.
Leifers, 1497 April 27
Franziskus, Weihbischof von Trient, weiht den
Altar zu Ehren des hl. Florian und zum Gedächtnis aller Seelen und die große Glocke,
welcher der Name Hosanna gegeben wird, und gewährt den frommen Besuchern dieses
Altars, welche Almosen geben, 40 Tage Ablaß. Am Leder streifen hängt das rote spitz-ovale
Siegel, stark beschädigt, des Ausstellers, mit der Heiligen Familie und darüber Gott
Vater. Am Fuß ein geteilter Schild mit einer Kirche und Turm oben und einem steigenden
Löwen unten. Die Umschrift lautet: S. FRANCISCI... ECLESLIA DEI GRATIA EPI(SCOPI)
DRIVASTENSIS.
In der Weihe Urkunde heißt es außerdem, daß auch eine goba
et crypta errichtet wurde. Der Neben Altar stand auf der linken Seite. Die genannte Krypta
kam beim Einbau der Warmluftheizung 1973 unter dem Turm Fundament wieder zutage. Aus dieser
Krypta wurde später die Muttergotteskapelle, welche auf dem Prozessionsbild von 1791 noch
zu sehen ist; in ihr wurde das Gnaden Bild von Weißenstein von 1787 bis zur Übertragung
auf den Hoch Altar verehrt.
Die Höhlung in der Altar Mensa barg die Reliquien u. a. des St. Sebastian
und des St. Blasius.
1509 wurde die Kirche erstmals im damals modernen gotischen Stil umgebaut. Es
entstand der gotische Chor, der außen dreiseitig abschließt und bei dem innen noch
die Gliederung der Wände mit einfachen Pilastern erhalten ist. Im Schiff blieb die flache
Holzbalkendecke vorerst wohl noch erhalten. Bei diesem Umbau wurde der Altar zum hl. Florian
versetzt. Die Kirche selbst wurde noch nicht vergrößert; sie war damals viel kleiner
als die von St. Jakob in der Au und bot etwa 60 Personen Platz. Das Schiff reichte bis etwa
zum Turm, wo heute noch ein kleiner Mauer Vorsprung des späteren Zubaues zu sehen ist.
Leifers, 1509 Februar 17
Konrad, Weihbischof von Brixen, erteilt den Besuchern der Kirche zum hl. Nikolaus
in Leifers, in welcher der linke Seiten Altar des hl. Florian versetzt und neu geweiht wurde,
40 Tage Ablaß. An seidenem Faden hängt ein rotes, spitz ovales Wachssiegel mit einem
sitzenden Bischof unter gotischem Maß Werk. Beidseitig vom Bischofs Thron Schrift Bänder.
Am Fuß ein Schild mit dreifachem Kleeblatt.
Um 1650 war die Kirche endgültig zu klein geworden, so daß man an die
erste wesentliche Vergrößerung schreiten mußte. Das »Schiff. wurde um
etwa zehn Meter verlängert, eine barocke Tonnen Wölbung wurde eingezogen, der Triumphbogen
nach vorn gesetzt, eine Empore eingebaut. Der Baumeister war Johann Baptist Delay aus der gleichnamigen
Baumeister Familie, welche 200 Jahre in Bozen und Umgebung arbeitete.
1711 wurde Leifers eine eigene Kuratie; der Kurat erhielt in einem kleinen Haus
zwischen Kirche und Weißensteiner Weg sein Widum. 1794 wurde das Widum erweitert.
Durch die in einem eigenen Abschnitt behandelte Überführung des Gnaden
Bildes von Weißenstein nach Leifers kam die Kirche in den Genuß vermehrter Pilgerspenden.
So konnten endlich höchst notwendige Restaurierungen an der Kirche begonnen werden: Die
Kirche wurde neu gedeckt, neu verputzt, der Chor erneuert, die Altäre erhielten neue Altar
Blätter und wurden gestrichen, neue Kreuzwegstationen wurden errichtet usw. Derart renoviert
war die Kirche für die inzwischen genehmigte Übertragung des Gnaden Bildes von der
Muttergotteskapelle auf den Hoch Altar gerüstet. Von der feierlichen Übertragung
zeigt das große Ölbild, das in einem eigenen Abschnitt behandelt wird.
Nach diesem Bild hatte die Kirche barocke Fassade, Haupteingang mit gesprengtem
Dreieck Giebel, darüber ein Drei Bogenfenster, rechts und links davon in Wand Nischen
die Patrone Antonius Abt und Nikolaus Bischof. An den Turm ist die Muttergotteskapelle angebaut.
Aus einem Kirchen Inventar von 1807 erfahren wir, daß neben dem Haupt Altar
mit der schmerzhaften Mutter Gottes die beiden Seitenaltäre aus Holz das Bild des Christus
am Kreuz bzw. im Grab zeigten.
1788 kaufte die Kirche die alten Bänke der 1785 geschlossenen Andreas Kapelle
in Bozen.
Bereits 1761 hatte die Sänger Empore auch eine Orgel des Orgel Baumeisters
Ignatz Wörndle erhalten. Diese erste Orgel wurde der Kirche vom liechtensteinischen Pfleger
zu Karneid geliehen, so daß es sich vielleicht um die Orgel der Karneider Schloß
Kapelle handeln kann.
1803 wurde unsere Kirche von Dieben heimgesucht, unter anderem wurde dabei eine
kostbare Monstranz entwendet; der Kurat hat eine detaillierte Auflistung der Polizeibehörde
übermittelt (siehe Abbildung aus STAB Kreis Amt Bozen; die Gebiete südlich von Bozen
kamen durch den Waffenstillstand vom 16. Jänner 1801 zum französischen Italien).
Die ersten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts brachten sowohl einen vermehrten
Pilger Zustrom als auch eine Zunahme der Dorfbevölkerung. Alljährlich wurde am 26.
Juni mit einer Prozession der Übertragung des Gnaden Bildes auf den Hoch Altar gedacht.
Besonders feierlich war die Fünfzigjahrfeier der Überführung nach
Leifers im Jahr 1837. Es mußte an eine neuerliche Vergrößerung der Kirche
geschritten werden. Als erstes wurde 1830 bis 1833 der um die Kirche angelegte Friedhof verlegt
und etwa die Hälfte des jetzigen oberen alten Friedhofs angelegt; die zweite Hälfte
wurde 1858 eingeweiht, der große untere Teil 1935.
Für den Bau der Kirche spendeten die Leiferer beachtliche Summen. Davon zeigen
noch die vom Kunst Schmied Johann Ranzi in Bozen angefertigten 49 Messingplatten auf den Kirchen
Bänken. 1985 konnte der Verfasser noch folgende Schildchen finden:
Lehrerin und Widumhäuserin, Gob 3 und Brunner, Kaltenkeller 3, Kalch, Goldegg,
Widum 2 und Egarter 1, Oberstein 4, Unterberg, Unterberg, Gutleben 4, Gampen, Kaltenkellerwirth,
Stampfl 4, Egghäusl 4, Filanda 3, Hochegg 2 und Kreutzstückl 2, Renner 2 und Hingerlegut
1, Waitzgruber 2 und Mayrhof 1, Unterstein 4, Burger 3, Tschuegg 2, Hafnerhäusl 1, Schadner
3, Rädermacher 2, Aichner 2, Reifhäusl, Fiederer 3, Gassmann 31 Rennerhof 3. (Eine
ganze Reihe von Schildern fehlte bereits.)
Mit dem Bau wurde im Herbst 1852 begonnen: Das bisherige Schiff wurde um ein Drittel
gekürzt und dient seitdem als Presbyterium.
Während der dreieinhalb Jahre dauernden Bauzeit wurden die Gottes Dienste
im angrenzenden, 1838 neu erbauten Schulhaus gehalten. Am 29. September 1856 wurde die Kirche
feierlich eingeweiht.
Die alte Orgel war vor dem Umbau bedauerlicherweise verkauft worden, und zwar,
wie der Gemeinde Vorsteher Franz Gerber 1853 beklagte, "ohne Wissen und Willen der Kirchenvorstehung".
Die fertiggestellte Kirche mußte nun nach und nach ausgestattet werden.
Vom Orgelbauer Schönach wurde eine neue Orgel eingebaut. 1870 schuf Josef Überbacher
den jetzigen Hoch Altar in neu romanischem Stil, auf welchem das Gnaden Bild und die beiden
Kirchen Patrone aus der Werkstatt Anton Kobs thronen; Kob schuf außerdem noch fünf
Engel Figuren. Die Kanzel wurde 1879 von Sebastian Altmann entworfen, welcher neben vielen
anderen Bauten im selben Jahr auch das Kirchlein in Bauernkohlern errichtete.
Dieser Bau wurde aber auch kritisiert: So schrieb der christliche Kultur Verein
in Innsbruck 1862: Der Plan war, im romanischen Stile zu bauen, in welche Bauweise aber der
Baumeister leider nicht tiefer eingeweiht gewesen war, sonst würde Manches anders, Manches
gar nicht sein. Strenge genommen verliert auch die reich behandelte Kanzel einen Teil des künstlerischen
Wertes, weil sie fliegend erscheint und keinen sichtbaren Unterstützungspunkt hat, wie
es die mittelalterliche Kunstweise erfordert. Die Figuren daran vom jüngeren Reinalter
sind fleißig gearbeitet.
1885 malte der damals siebzehnjährige Ignaz Stolz bei der Ausschmückung
des neuen Schiffes mit: Sein erstes Gesellen Stück zeigt Gott Vater und König David
(?) mit der Harfe im Gewölbe des neuen Schiffes.
Aus derselben Zeit stammen die beiden Bilder der Seiten Altäre mit der Jungfrau
Maria links und dem Herzen Jesus rechts von Johann Hintner.
Zu erwähnen sind noch die 1909 von den Glas Malern Strobl & Jäger
in Brixen neu eingebauten Fenster sowie die Plastik der Stigmatisierung des hl. Franziskus
aus der Hand des Künstlers Franz Haider in Bozen (1912).
Ein Jahr später wurde vom Orgelbauer MayrFeldkirch die heutige Orgel ins
alte Gehäuse eingebaut; sie wurde feierlich mit einem Orgel Konzert am 23. März 1913
eingeweiht.
1914 wurden Kirche und Orgel erstmals mit Strom versorgt. Seitdem wurden nur mehr
geringfügige Änderungen vorgenommen; so wurden die neu romanischen Aufbauten der
Seitenaltäre und das Kommunion Gitter entfernt.
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Die kirchlichen Verhältnisse
Wie in gerichtlicher, so gehörte Leifers
seit ehedem auch in kirchlicher Hinsicht zur Pfarre Bozen. Diese Zugehörigkeit wird urkundlich
erstmals 1386 belegt: In einem Ablaß Brief des Bischofs von Trient wird den Besuchern
der von Heinrich von Liechtenstein erbauten Kapelle der heiligen Sigismund, Nikolaus und Anton
in Leifers, in der Pfarre der hl. Maria von Bozen, Ablaß gewährt. (Capella sanctorum
Sigismondi, Nicolai et Antoni de Leyvers plebis sancte Maile deBolcano diocesis tridentine.)
Durch diese Urkunde werden die Liechtensteiner als Stifter der Kirche ausgewiesen;
ihnen stand dann auch das Vogt- oder Patronats recht über die Kirche zu. Noch 1792 heißt
es diesbezüglich: so doch jedermann wohl wissend ist,daß nach der uralten Verfügung
jede die Kirche zu Leifers directe vel indirecte betreffend Sacbeunter dem Vorsitz der Vogtherrschaft
behandelt,von der Gemeinde abgeschlossen, sobin von derVogtherrschaft an der Bebörde eingesandet
werden müsse (Staatsarchiv Bozen, Gemeinde-Archiv Leifers, Akten Über die Kirche).
In den Händen des Pfarrers (plebanus) lagen demnach die Rechte des
Zehents, wie schon im entsprechenden Kapitel näher aufgezeigt wurde, das Taufrecht und
Bestattungsrecht. Für die seelsorgliche Betreuung der Bewohner von Leifers wurde an den
Feiertagen ein sog. Gesellpriester nach Leifers und in die anderen Außenstellen der Pfarre,
wie nach St. Jakob in der Au, geschickt. Man sagte auch, daß solche Kirchen excurrendoversorgt
wurden, d. h. im Außendienst. Als solcher Kooperator wird uns 1574 Dominikus Stampfer,
später Pfarrer in Neumarkt, genannt, 1598 Nikolaus Lona.
Laut einer Instruktion des Landesfürsten Erz Herzogs Ferdinand vom 16. Jänner
1589" erfahren wir, welche Gottes Dienste in Leifers zu halten waren, nämlich:
1. alle Fest- und Feiertage sowie am Quattember Mittwoch ist Gottesdienst zu halten.
2. Ein Jahr Tag am hl. Dreikönigtage für den Preglhof in der Au mit
einem Priester gegen Zehrung und Bitten für Hans Schwab.
3. St. Anton Abt: für die Herren Liechtensteiner Jahr Tag nebst Vigil Tags
zuvor mit vier Priestern gegen Zehrung.
4. Sebastianstag: Jahr Tag für den Burger- und Fuxerhof in Leifers mit zwei
Priestern gegen Zehrung.
5. Georgentag: Jahr Tag für die Liechtensteiner auf Petersköfele mit
einem Priester gegen Zehrung.
6. Veitstag: Jahrgang für Wolfgang Zieglauer mit zwei Priestern; die Zehrung
(= Verpflegung) der Priester mußte der Gaßmann übernehmen.
7. Am St.-Anna-Tag (26. Juli) ist Jahr Tag für den Steinmannhof mit zwei
Priestern gegen Zehrung.
8. Am Allerheiligen Tag ist Jahr Tag für den Kilianhof in der Au mit zwei
Priestern gegen Zehrung und Vigil.
9. Am Nikolaustag ist Jahr Tag für die von Liechtenstein, die beiden Priester
erhalten die Zehrung.
Weiters erhalten die Priester die Zehrung an allen vier Quattember Sonntagen,
zu Weihnachten, Neujahr, Lichtmeß, Ostern, Pfingsten Kirchweih und Allerheiligen; an
den anderen Tagen soll der Priester die Zehrung selbst bezahlen. Von diesen Gottesdiensten
erhält der Pfarrer in Bozen, zusätzlich zum gewöhnlichen Zehent, in barem Geld
17 fl 24 x.
Die Stiftsmessen für die Liechtensteiner zu St. Anton Abt am 17. Jänner
und zu St.Nikolaus am 6. Dezember werden in den Kirchen Büchern über die Stiftsmessen
1914 zum letztenmal erwähnt.
Der von Bozen kommende Geistliche hatte schon im 17. Jahrhundert eine Unterkunft
in Leifers, ein bescheidenes Widum, wo er von Samstag auf Sonntag oder bei sonstiger Notwendigkeit
übernachten konnte. Dieses alte Widum stand neben der Kirche.
Mit Erectionsinstrument vom 3. August 1711 wurde Leifers zur Kuratie erhoben.
Seitdem hatte Leifers ständige Kuraten in folgender Reihenfolge:
Zacharias Hochleitner, seit dem 3. August 1711; Bartholomäus Egger, seit
1718; Anton Keil, seit 1730; Josef Anton von Fenner, seit 1733; Valentin Bernhard, seit dem
9. Jänner 1736; Nikolaus Musk, seit dem 30. April 1748, als VizeKurat; Johann Kirchmair,
seit dem 29. Juli 1748; Johann Franziskus Xaver Selmb, seit dem 27. Februar 1753; Dominikus
Samer, seit dem 26. April 1757; Franz Josef Mayr, seit dem 9. Februar 1762; Karl Vigil Grustner,
1767; Johann Baptist Auckenthaler, seit dem 15.Juli 1771; Johann Nepomuk von Kolb von Kolbenthurm;
seit dem 7. Mai 1776; Michael Carli, 1792 als Provisor; Simon Mundig, 1792; seit 1795 Kurat
in Branzoll; Anton Hingerle, 1795 als Provisor;
Pankraz Malloyer, seit dem 2. Juni 1795; früher war er Cooperator in Tramin,
er hat das St.Blasi-Benefizium für Leifers erworben; Josef Bart, geb. 1767, geweiht 1792,
seit 1800; vorher war er Kooperator in Deutschnofen; von Leifers wurde er nach Gargazon versetzt;
Ignaz Pichler, 1819-1825. Er resignierte, weil er keinen Hilfspriester erhielt und allein die
viele Arbeit nicht bewältigen konnte;
Die Kuratie war vom 29. April 1825 bis 29. Oktober 1825 unbesetzt;
Aushilfe Priester waren: Paul Kuenzner, Johann
Kugstatscher, Josef Bart, J. Plattner; Michael Siebenforcher, geh. 13. August 1782 in Sarntal,
geweiht 8. Juni 1805 in Altrei, 1825-1832;
Es folgen einige Provisoren; Josef Grafer, geboren 26. Mai 1798 in Gries,
gew.26. Juli 1826, Koop. in Leifers seit 1. September 1826, Kurat seit 15. November 1832, bis
1856, er wurde nach Kardaun versetzt. Grafer mußte wegen seiner gewaltigen Körpergröße
einen eigenen Beichtstuhl anfertigen lassen; Anton Guggenberger, aus Eppan, seit dem 23. Oktober
1856; unter ihm wurde die neue Kirche erbaut. 1862 wurde er Benefiziat in Marling; Franz Lanzer,
geb. 4. Oktober 1822 in Eppan, geweiht 18. Dezember 1847, Kurat in Leifers seit 6. September
1860; 1880 wurde er Pfarrer von Tramin; Thaddäus von Elzenbaum, geb. in Tramin 18. Dezember
1840, gew. 5. Juli 1863, Kurat in Leifers seit 21. September 1877; Benjamin Vescoli, 1905 bis
1914; Franz Santa 1914 bis 1919; Bartlme Clementi, 1919 bis 1947; Alois Pföstl 1947 bis
1973; Vitalis Delago 1973 bis 1985; Hermann Senoner 1985 bis heute.
Die Bitte der Bevölkerung um Errichtung einer eigenen Kuratie wurde dem Fürst
Bischof von Trient, Johann Michael Graf von Spaur, bei dessen Kirchen Visitation 1710 vorgetragen.
Begründet wurde das Anliegen mit dem Hinweis, daß sich die Seelen Zahl in den letzten
15 Jahren fast um die Hälfte vermehret habe, daß die 39 Höfe und Häuser
bis dreieinhalb Stunden von der Pfarre Bozen entfernt seien, daß vor allem im Winter
der weite Weg nach Bozen sehr beschwerlich sei. Der Pfarrer von Bozen, Karl Franz von Cazan
zu Grießfeld, hat das Ansuchen sehr unterstützt.
Im Erectionsinstrument
wurden folgende Emolumente für den Unterhalt des Kuraten festgelegt:
1. Der Pfarrer überließ dem Kuraten den dritten Teil des Weinzehents
von 24 Höfen in Leifers. Dieses Drittel macht jährlich wenigstens 33 Yhrn zu 4 fl.,
also 132 fl. aus.
2. Der Pfarrer überließ dem Kuraten weiters die Hälfte des trockenen
oder Getreidezehents, das waren jährlich 40 Star Getreide, in Geld 40 fl.
3. Der Pfarrer überließ auch jene 21 fl.' welche ihm für geleistete
Jahrtage in Leifers zustanden.
4. Weiters jene 33 fl., welche bisher jährlich von der Kirchen Kasse in Leifers
für die Zehrung, das heißt Verpflegung des Geistlichen, bezahlt worden sind.
5. Für Stolgeld jährlich 24 fl. Man unterschied zwischen großer
und kleiner Stol und verstand darunter das Geld, welches dem Priester jedesmal zustand, wenn
er in der Ausübung seiner Funktionen die Stol umlegte, wie bei der Spendung von
Sakramenten, bei Beerdigungen usw.
6. Opferstock, Klingelbeutel und sonstige Sammlungen.
7. Die Gemeinde Leifers verpflichtete sich, jährlich 100 fl. zu reichen.
8. Die Gemeinde versprach auch dem Kuraten »eine ehrliche Wohnung zu schaffen".
Dem Kuraten oblagen hingegen folgende Verpflichtungen:
1. Er sollte seinen Seelen ein getreuer Hirte
sein.
2. Er sollte an Sonn- und Feiertagen die Messe lesen, predigen, Kinderlehre halten
und den Rosen Kranz vor beten.
3. Er sollte das Wetter segnen, den gewöhnlichen Kreuz Gängen ohne Entgelt
beiwohnen.
4. Er sollte, falls er erkranken oder liegenbaftwerden sollte, die Seelsorge
durch einen anderentauglichen Priester auf seine Unkosten versehenlassen.
5. Er sollte das Recht haben, jährlich wegen der ungesunden Luft von Jakobian
(25. Juli) für 14 Tage in die Sommerfrische zu gehen, doch soll er dazu den nächsten
Ort wählen und diesen von der Kanzel verkünden.
6. Er sollte zu Anerkennung der Rechte der Mutter Pfarre am Fest der Kirchweih,
das ist am Sonntag nach Georgi, und am Patrozinium von Maria Geburt in der Pfarrkirche
Messe lesen, wofür er im Pfarrwidum das Essen erhalten soll.
7. Er sollte vom Pfarrer bei Verletzung seiner Seelsorgspflichten seines Amtes
enthoben werden können.
8. Das jus präsentandi, nämlich das Recht, einen neuen Kuraten
vorzuschlagen, soll abwechselnd dem Pfarrer und der Gemeinde Leifers zustehen, doch daß
man allezeit einen teutschen exemplarischen Priester erkiesen und anSeite der Gemeinde, wenn
ein taugliches Subjectum aus den Inhabern der Höfe und Gemeindsgenossen vorba den, dieses
anderen vorgezogenwerden soll.
Erster Kurat sollte der bisherige Kooperator in Bozen Zacharias Hochleitner sein.
Dem jeweiligen Kuraten sollen die Gemeinnutzungsrechte (= Wun und Waid), wie
den anderen Gemeinde Genossen, zustehen.
Diese Dotation der Kuratie wurde 1790 noch dadurch erhöht, daß jene
des St.-Blasi-Benefiziums in Bozen auf die Kuratie Leifers übertragen wurde. Dieses uralte
Benefizium ist in schweren Jahren 1348 von den Herren von Liechtenstein gestiftet worden. Die
Stiftung bestand in einem Haus in Bozen. Nach dem Aussterben der Herren von Liechtenstein ging
das Patronat dieses Benefiziums auf das Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg über.
Kaiser Leopold 11. hat 1790 verfügt, daß die Einnahmen dieses Benefiziums zum Unterhalt
des Kuraten in Leifers bestimmt wurden. Nach der Aufhebung dieses Klosters 1803 wurde das Benefiziatenhaus
verkauft und der Erlös beim k. k. Rentamt in Bozen angelegt. Die Hälfte des Jahres
Ertrages an Zinsen, bei 38 fl, standen nun der Kuratie Leifers zu.
Die Höhe der Einnahmen aus dem sog. Stolgeld wurde durch die Stolordnung
vom 31. März 1791 festgelegt. Dem aufgeklärten Zeit Geist entsprechend lautet der
erste Punkt dieser Ordnung: Es solle jedem freistehen, die Begräbnissenach seiner Willkühr
und Verlangen auszuwählen, wie dann auch diese Befugnisse anstattder abgeleibten Person,
wenn selbe keinen ausgewählet, derselben Kinder und Befreunde habensollen, und nach solcher
Auswühlung solle auchdie Begräbnis vorgenommen werden. Damitaber jedermann wissen
möge, was vor jeder Begräbnis zu entrichten, so würdet solche in dreiKlassen
eingeteilt, als A) in der Begräbnis von 2Gloggen, B) in der Begräbnis mit 3 Gloggen,
undC) in der Begräbnis mit 4 Gloggen. Das teuerste Begräbnis war jenes mit allen
vier Glocken, das war ein Begräbnis erster Klasse. Bei jenem zweiter Masse läuteten
drei Glocken, das war schon etwas weniger teuer, und das Geläute der zwei kleinen Glocken
war wie von Alters her nicht zu bezahlen.
Zu bezahlen war auch für das Ein segnen, das Bahrtuch, den Mesner, den Schragen
(Kirchendiener), den Kreuztrager, den Weihbrunnkesselträger, den Grabmacher, für
Paramente, Fahne, und Beleuchtung; eigenes Stolgeld gab es für Taufe, Kopulation (= Trauung)
und besondere Andachten.
Das Vermögen der Kirche mußte vom Kirchpropsten verwaltet werden; dieses
Amt lastete nach einer festen Ordnung auf den großen Höfen von Leifers. Nach der
Kirchpropstordnung vom 16. Jänner 1589 war das Amt von folgenden Höfen zu tragen:
Gaßmann, Pfösl, Unterstein, Buchner, Unterberg, Stölzl, Oxenfuß, Hochegger,
Mangen, Flascher, Thaler, Teißl, Fuxer, Aspmayr, Burger, Müller in der Au, Tschuegg,
Krughof, Steinmann, Holzer, Stampflsag, Reinisch, Kalcher, Goldegger, Obere Mühl, Kirchengut,
Egarter, Gampen, Mayr auf Puecha, Welschwirt, Fiderer, Renner, Thurner, Kölbl, Gob, Thurnhaus,
Aichner, Anleiter, Stampfl, Reifhäusl, Schmiedhäusl im Dorf (Sta. B. Kiste 286).
Nach altem Brauch mußte der angehende Kirchpropst jeweils zum Kirchtag am Fest des hl.
Anton Abt am 17. Jänner die sogenannte Anthenigsuppe den Armen verteilen.
Durch eine fromme Stiftung kam zum Kirchen Vermögen noch ein Grundstück
(Gp. 362/1, 362/2, zusammen 9.299 m') am Ländweg nach Pfatten dazu. Diese Wiese wurde
deshalb Pfaffenwinkel genannt. Im vorigen Jahrhundert war das Grundstück vorwiegend zu
Weinbau kultiviert und verpachtet. 1911 hat die damalige Pächterin Ursula Witwe Gerber
beim Campofranco Obstbäumchen gekauft, um einen Teil des Grundstückes damit zu bepflanzen.
1936 werden am Pfaffenwinkel folgende Obst Sorten aufgezählt: Muskateller, William, Sorbetti,
Äpfel-Alexander, Edelrot, Champagner (591 kg) und Kalterer.
Die Kirche hat 1948 dieses Grundstück mit der Gp. 82/1, im Eigentum von Irma
Pfeifer, Witwe Valersi und ihrer Töchter Paula und Katerina, vertauscht. Auf der Gp. 82/2
ließ der damalige Pfarrer Alois Pföstl daraufhin mit den Spenden der Bevölkerung
das Pfarrheim erbauen.
Die kirchlichen Grenzen decken sich nicht durchgehend mit den Gemeindegrenzen.
Eine erste Abweichung gab es 1768 im Brantental, als Schwab, Schwabmühl, Zischgenhaus,
Waizgrubermühl, Kerschbaumhäusl, Schmelzerhütte von der Pfarre Deutschnofen
abgetrennt und der Kuratie Leifers zugeschlagen wurden.
Auf der Westseite kamen später die Höfe links der Etsch von der Kuratie
Pfatten zu jener von Leifers.
1786 wurden die Höfe Alpl, Altebner, Ebner, Weingart, Unter- und Oberroßkofl
sowie Fritscher der Kuratie Leifers und die anderen Höfe auf Seit der Expositur Kohlern
zugeteilt. Mondschein, Schaller und Schabl in der Au kamen damals ebenfalls zu Leifers. (PfaB)
Seit dem Jahre 1787 bemühten sich die Leiferer
auch um die Stiftung eines Frühmessers. Ein einziger Seelsorger konnte den vielen Verpflichtungen
nicht mehr nachkommen. Es vergingen aber viele Jahre, bis die nötige Dotierung für
den Unterhalt dieses zweiten Seelsorgers aufgebracht wurde.
Nachdem die wenig Kirchen freundlichen Jahre unter Kaiser Josef II. und anschließend
die langen Kriegs wirren und die Teilung des Landes 1814 überwunden worden waren, schritt
man ein Jahr später an die Abfassung einer notariellen Stiftung für den Frühmesser.
Die erste bedeutende Stiftung machte im Mai 1815 Anton Stuppner, Obersteiner, mit 500 fl. Diese
Summe lastete als Schuldverschreibung auf dem Hof und sollte bei Eintritt eines zweiten Geistlichen
vier prozentig verzinst werden. Beide Priester sollten der deutschen Sprache mächtig sein.
Weiters kamen im Juni 1815 folgende Stifter zusammen:
Franz Pfeifer, Untersteiner, mit 50 fl., Peter Erlacher, Schlössler, mit
100 fl., Margareth Wieser, Mauseggerin, mit 25 fl., Johann Plattner, Fuxer, mit 100 fl., Anton
Mayr, Kalcher, mit 20 fl., Maria Erlacherin, Mayr, 25 fl., Anton Mayr, Pfößl, 400
fl. in bar, Johann Gerber, Thurner, 100 fl., Anton Brunner, Binderhäusl, 10 fl. in bar,
Johann Koffer, Gob, 150 fl., Anton Profaiser, Gaßmann, 200 fl., Josef Asom, Anleiter,
100 fl., Maria Waitzgruberin, Häuserin, 25 fl. in bar, Josef Gerber, Tschuegg, 100 fl.
Die Bargeld Summen galten als einmalige Schenkung. Alle anderen Verträge
waren Schuldverschreibungen, das heißt, jeder Stifter belastete seinen Hof mit einer
Geld Schuld in genannter Höhe und verpflichtete sich, jährlich in vier Raten das
vier prozentige Interesse dem Kuraten für den Unterhalt des Hilfspriesters zu entrichten.
Die Zahlung sollte mit dem Datum des Eintritts des Frühmessers beginnen.
Weiters heißt es: Endlich wird von den vorbenannten Donationspazibeiendie
ausdrückliche Bedingnis unter sonstiger Aufhebung des Zinsbezuges festgesetzt, daß
jeder der zwei Priester an hiesiger Kuratie in Leifers der deutschen Sprache jederzeit in einem
für die Kanzel, den Beichtstuhl und katechetiscben Untermacht hinlänglichem Grade
mächtig sein soll.
Von den 14 Stiftern waren acht des Schreibens kundig und haben eigenhändig
den Stift Brief unterschrieben.
Im Protokoll der bischöflichen Visitation von 1816 wird Josef Lantschner
als Kooperator genannt. Es heißt dort: »Da sich in dieser Gemeinde mehrere Wälsche
angesiedelt haben, so ist zu wünschen, daß ihnen ein Kooperator angestellt wird,
der der welschen Sprache kundig ist.«'
Erst seit dem 3. Mai 1825 war in Leifers ein fixer Frühmesser oder erster
Kooperator angestellt, ein gewisser Trompedeller aus Völs. Seitdem wurde über die
Stiftungseinnahmen für den Frühmesser eigene Kirchenrechnung geführt. Über
die Aufgaben des Frühmessers oder Kooperators und allgemein über den Ablauf des Kirchen
Jahres gibt ein im Kirchen Archiv in Leifers erhaltenes Manuale für den Kooperator in
Leifers. Aufschluß. Es wurde 1896 vom Kooperator Alois Thaler verfaßt.
Infolge der weiteren Zunahme der Seelen Zahl, 1828 werden 672 gemeldet, begann
man alsbald von der Notwendigkeit eines zweiten Kooperators zu reden, um die Christen lehre
für den italienischen Teil der Bevölkerung zu ermöglichen-.
Mit der Grund Entlastung 1849 erhielt die Pfarre Einnahmen, welche von der Gemeinde
Leifers für die dortige Kirche beansprucht wurden. Der Streit wurde damit beendet, daß
aus der tirolischen Grundentlastungsobligation Nr. 1029, welche mit einem Betrag von 6970 fl.
auf das Kuratiebenefizium von Leifers lautete, die Summe von 2500 fl. zur Bildung einer 2.
Kooperatur-Stiftung bestimmt wurde.
Ein weiteres Legat von 1398 fl. wurde 1870 von Anna Pircher ohne Vorbehalt und
mit der einzigen Bedingung gemacht, daß der II. Kooperator ein Deutscher sein müsse-.
Eine weitere beachtliche Summe, 5600 fl., stiftete 1903 Alois Grumer, Hochegger.,
So schritt man 1911 zur Abfassung eines Stift Briefes für die II. Kooperatur zu Leifers.
Punkt eins der Stifts Bestimmungen sagt: Der Il. Hilfspriester soll deutscher
Abkunft und der italienischen Sprache soweit mächtig sein, daß er von Martini
bis Georgi an jedem Sonntage italienische Christen lehre halten kann.
Trotz des beachtlichen Bevölkerungswachstums im 19. und 20. Jahrhundert blieb
Leifers bis 1931 weiterhin Kuratie. Erst die bischöfliche Visitation vom 29. April dieses
Jahres brachte eine Wende: Am 6. Mai 1931 wurde die Kuratie zu den heiligen Nikolaus und Anton
Abt zur selbständigen Pfarre erhoben
Prozessionen und Bittgänge hatten im kirchlichen
Leben früherer Jahrhunderte weit größere Bedeutung als heute. Von gewaltigen
Fuß Märschen zeigt etwa die uralte Prozession von Bozen und Umgebung nach Civezzano
bei Trient. Diese Prozession zur Mutter Gottes wurde 1240 anläßlich einer lang andauernden
Trockenheit gelobt und fand alljährlich zu Pfingsten statt. Erst unter Kaiser Josef II.
wurde dieses mehrtägige
Ereignis 1777 aufgehobene Im Kirchenkalendarium« seit dem Jahre 1747 im
Pfarrarchiv Bozen heißt es dazu auf Seite 23: Die Prozession nach Civezzano wurde wie
alle Prozessionen, bei denen die Leute über Nacht ausblieben, mit kreisämtlicher
Intimatio vom 14. März 1777 aufgehoben. Dafür hat die geistliche und weltliche Kirchenvorstehung
am 16. Mai 1777 beschlossen, die Prozession zu dem Marianischen Gnaden Bild hinter dem Hoch
Altar zu machen.."
Sehr alt sind die drei Bittgänge von Leifers auf Peterköfele. Dorthin
ging man am Dienstag nach Ostern. im genannten Manuale des Kooperators finden wir zu 1895 für
den Samstag nach Ostern folgende Eintragung: Früher war die Oster-Kommunion der Kinder
am schmerzhaften Freitag ohne jede Feierlichkeit. Noch früher war es sehr feierlich, wie
ich von Leuten hörte; unter anderem gingen die Kinder nach Peterköfele, aßen
und tranken beim Moarhof, kafferten beim Ebner (Pfleg).-
Bemerkenswert ist die Verköstigung der Kinder beim Mair, was wohl auf ein
altes Recht der Grundholden schließen läßt, beim Überbringen ihrer Abgaben
an den liechtensteinischen Pfleger Speis und Trank zu erhalten. Dieses Recht finden wir auch
bei anderen Grund Herrschaften festgeschrieben.
Die zweite Prozession auf Peterköfele wurde am Markustag (= 25. April) gehalten.
Während der Prozession wurde Rosen Kranz gebetet, dann in der Kapelle eine stille Messe
gelesen.
Am Dienstag in der Bittwoche führte der dritte Bittgang nach Peterköfele;
die vierte und letzte Prozession hielt man am Tag des St. Virus, am 15. Juni. Dazu liest man
im Handbuch des Kooperators:
Um 5 Uhr geht die Prozession nach Peterköfele, wo eine hl. Messe ist; nach
der Rückkunft werden hier die vier hl. Evangelien und ein hl. Amt (de die) für
die löbl. Gemeinde, wie an Mai Feiertagen. Diese Andacht ist wegen einer Überschwemmung
verlobt worden (dicitur).« Und wirklich geht der St.Vitus-Bittgang auf ein Gelöbnis
der Gemeinde wegen eines schrecklichen Unwetters im Jahre 1714 zurück.
An der Bittwoche (= Woche vor Christi Himmelfahrt) fanden noch weitere Bittgänge
statt; am Montag ging man nach St. Jakob. Nach der stillen hl. Messe erhielten im dortigen
Widum der Kurat oder Kooperator sowie der Leiferer Kirchpropst und der Lehrer ein Frühstück.
Am ersten Mai und am St.-Barbara-Tag ging von Bozen eine Prozession nach St. Jakob.
Ebenfalls im Mai ging von Bozen aus ein Bittgang nach St. Jakob, wobei der Abtstab des St.Magnus
mitgeführt wurde, um für die Felder den Segen für gutes Gedeihen zu erbitten.
Auch von Leifers und von Überetsch gingen Bittgänge nach St. Jakob.
Am Freitag in der Pfingstwoche schloß man sich in St. Jakob dem Kreuz Gang
nach Civezzano bei Trient an. Am sechsten Juni ging ein Bittgang nach St. Pauls, am 26. Juni
und am 25. Juli nach St. Ottilien in Lengstein, am 15. Juli nach Völs, auch nach St. Margaretha
in Lana, zur Kirche des hl. Cosmas nach Terlan, nach St. Anton in Kaltern, nach Oberbozen und
St. Martin in Kampill.
Am Mittwoch in der Bittwoche führte ein Bittgang nach Branzoll. Das »reiche
Frühstück« im Branzoller Widum wurde besonders gelobt.
Weitere Prozessionen wurden an folgenden Festen gehalten: am Palmsonntag, an jedem
Freitag im Marienmonat Mai, am Pfingstmontag die sogenannte Bach Prozession. Diese hat sicher
ihren Ursprung in der Fürbitte gegen die Wasser Gefahr des Brantenbaches.
Im folgenden Auszug aus dem »Manuale« lesen wir Bemerkungen über
die Bach Prozession am Pfingstmontag: "Um 8 Uhr Bach Prozession - Es wird Pange linguaangestimmt,
worauf die Musikanten antworten. Nach dem Segen geht die Prozession beim Kindergarten hinauf
und gegen Stampfel (Ebner Haus) hinüber, wo der Weg gegen Goldegg abbiegt, wird das I.
Evangelium; dann gehts hinauf bis neben der Pfleg, wo das 11. Evangelium wird. Von dort geht
man bis zum Bildstöckl am Eingange ins Brantental, dort wird der Bachsegen gegeben. Von
dort gehts neben der Pfleg herab gegen Kalch, wo das 111. Evangelium wird. Die Prozession geht
über die Reif (rechter Mittelweg) herab'und bei dem Kreuze zwischen Friedhof und Kindergarten
wird das IV. Evangelium; von da geht die Prozession in die Kirche, wo Tantum Ergo angestimmt
und das Allerheiligste ausgesetzt wird.
N. B.: Bei der Prozession belieben manche Leiferer sich auf der Pfleg oder auf
Kalch mit einem erfrischenden Schlucke (aber nicht Wasser) zu stärken. Diesem Skandale
wollte ich abhelfen, wenn ich etwas zu schaffen hätte. (Müßte man der Hergott
sein.)« Diese letzte Bemerkung stammt aus der Feder des Nachfolgers des Verfassers des
Manuale, nämlich Koop. Andreas Brigl, 1897. Am Pfingstdienstag führte ein Bittgang
von
Bozen nach Weißenstein. Dieser Bittgang geht auf Anno 1809 zurück.
Eine große Prozession war stets die Fronleichnamsprozession und jene zu St. Vigil am
26.Juni; jener Tag war Gemeinde Feiertag, weil man seit 1791 der Übertragung des Gnaden
Bildes von Maria Weißenstein von der Marienkapelle auf den Hoch Altar dachte. Am Feste
der sieben Schmerzen Marias (am 3. Sonntag im September) führte eine Prozession »unter
dem Widum hinein in die Güter, unter dem Kerschbaum wurde das 1. Evangelium gelesen, von
dort hinunter zur Landstraße «, und von der Kreuzung wieder zur Kirche. Am Rosen
Kranz-Sonntag führte eine Prozession über die Landstraße bis zum Kalten Keller,
von dort zum Unterberghof und wieder zur Kirche.
Am 2. Juli 1922 verkündete der Kurat von der Kanzel: Unsere neue Regierung
hat sich bemüßigt gefühlt, im ganzen Lande alle Prozessionen zu verbieten,
mithin entfällt am Vigiliusfeste die verlobte Prozession.
Bp. 206
1894 stiftete Anna Witwe Gentili eine Summe von
4000 Gulden, um eine Stiftung zum Unterhalt von Klosterfrauen zu errichten, welche an der Volksschule
in Leifers angestellt werden sollen. Zu diesem Zwecke hat Kurat Thaddeus von Elzenbaum ein
Grundstück Gp. 128 erworben, um darauf 1895 ein Haus für die Wohnung der Klosterfrauen
erbauen zu lassen. Diese sollten an der Schule in Leifers unterrichten. Nach dem 'Verbot der
deutschen Schule unter dem Faschismus wurden die Tertiarschwestern wieder von
ihrem Orden nach Zarns in Nordtirol zurückberufen. Das Haus wurde fortan
vermietet, auch der Mesner und der Gemeinde Arzt kamen dort unter; für letzteren zahlte
die Gemeinde monatlich 50 Lire Miete. Längere Zeit konnte der Kirchenchor einen Raum im
Erdgeschoß als Probe lokal benutzen.
Um 1955 wurde das Gebäude unter dem damaligen Pfarrer Alois Pföstl zu
einem Altersheim umgebaut. Derzeit werden Pläne für eine Vergrößerung
dieser höchst notwendigen Einrichtung ausgearbeitet.
Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers