Die Glocken

Das Läuten der Glocken morgens und mittags sowie das Betläuten am Abend sind wir seit jeher gewohnt. Und doch hat man dafür den Ursprung in den Jahren des großen Sterbens, in der Pestzeit um 1348, feststellen können. Die Leute konnten wegen der Ansteckungsgefahr nicht in der Kirche zusammenkommen. jeder blieb an seinem Ort. Um trotzdem das gleichzeitige Gebet morgens, mittags und abends zu ermöglichen, läuteten die Glocken vom Kirchturm. Bei der Weihe der Kirche 1386 dürfte nur eine Glocke im Turm gehangen haben, denn 1497 wird zugleich mit dem Seitenaltar zu Ehren des hl. Florian eine größere Glocke geweiht, welche auf den Namen Hosannagetauft wird.
Eine dritte, noch größere Glocke wurde 1663 von Johannes Schelener (1619-1664) in Bozen für die stolze Summe von 383 Gulden gegossen. Diese Glocke war das letzte große Werk des bekannten Bozner Glockengießers. Sie hängt heute noch im Turm und ist die älteste der noch vorhandenen Glocken. Die große Schelenerglocke scheint 1913 ein erstes mal umgegossen worden zu sein, denn dafür wurden eigene Stiftungsgelder verrechnet (PfaL). Um 1960 bekam diese Glocke wieder einen Sprung; zuerst versuchte man diesen zuzuschweißen, aber ohne Erfolg. So wurde die Glocke eingeschmolzen und in der Gießerei Pietro Colbacchini in Bassano neu gegossen: Dabei wurde die alte Glockenform genau abgenommen, so daß die neue Glocke der alten in Form, Größe, Umfang, Ton, Reliefschmuck und Inschrift genau gleicht. Die Glocke wiegt 1250 kg, hat den Ton Dis, 126 cm Durchmesser und trägt folgende Inschrift:
0 Rex Glotiae veni cum pace. Ecce crucemDomini, fugite par-tes adversae. Johannes Schelener zu Bozen hat mich gegossen.† 1663.

In einem Kircheninventar von 1807 werden im Turm vier Glöglen genannt.
Über die Glocke Hosanna im Gewicht von 7,91 Zentner heißt es 1826, sie sei schon seit längerer Zeit zersprungen-, deshalb wurde der Bozner Glockengießer Michael Zach beauftragt, sie für 163 Gulden und 56 Kreuzer umzugießen; die neue Glocke wog 812 Pfund.
1867 wurden in der Gießerei Pietro Colbacchini in Bassano noch zwei Glocken gegossen; sie wurden am zweiten März jenen Jahres geweiht.
Am 28. November 1917 nahm das k. u. k. Heeresgruppenkommando zwei Glocken im Gesamtgewicht von 1155 kg ab; sie mußten für Rüstungszwecke eingeschmolzen werden. Es traf die Glocke des Michael Zach und die größere der Gießerei Colbacchini.
Aus der Glockenmeldung des Kuraten Franz Santa vom 10. Februar 1917 erfahren wir, daß damals in Leifers fünf Glocken hingen; deren kleinste, im Gewicht von 70 kg, wurde freiwillig für Rüstungszwecke abgetreten. Außerdem hingen zwei kleinere Glocken in der Kirche auf Peterköfele.
Weitere zwei Glocken mußten am 4. Mai 1918 abgenommen werden: nämlich jene im Gewicht von 174 kg und die Glocke aus dem Schulhaus im Gewicht von 25 kg.
Am 4. Oktober 1930 schloß Kurat Bartholomäus Clementi mit der Glockengießerei Giovanni Colbacchini in Trient den Vertrag ab, drei neue Glocken zu gießen. Diese wurden dann am 14. Dezember 1930 feierlich eingeweiht. Am Hl. Abend dieses Jahres konnten sie zum ersten Mal erklingen.
Seitdem hängen folgende Glocken im Turm, nämlich die größte und älteste, die Schelenerglocke. Die größte der neuen Glocken im Gewicht von 728 kg mit dem Ton Fis wurde der Schmerzhaften Gnadenmutter von Weißenstein geweiht und erhielt den Namen Dolorosa. Sie trägt folgende Inschrift: Recordare Virgo MaterDei, ut loquarispro nobis bona et ut avertat indignationem suam a nobis.
Als Patinen fungierten: Maria Pichler, geb. Malojer, Kalch, und Johanna Pfeifer, geb. Brunner, Unterstein.
Die zweite neue Glocke im Gewicht von 511 kg mit dem Ton Gis wurde den Kirchenpatronen Antonius Abt und Nikolaus Bischof geweiht und erhielt die Namen Antonius und Nikolaus. Sie trägt die Inschrift: Sancti A ntoni et Nicolae protectores nostil intercedite pro nobis, utfructus terrae dare et conseruare dignetis.
Patinen waren: Anna Ganz und Rosa Gerber, Tochter des Franz Gerber.
Die dritte neue Glocke im Gewicht von 300 kg mit dem Tone h wurde dem hl. Schutzengel geweiht, erhielt den Namen Angelus Custos; sie trägt die Inschrift: Vigilate et orate und Et nenos inducas in tentationem.
Patinen waren Filomena Pichler, geb. Mathä, und Julia Comperini, geb. Pedrotti.
Diese drei neuen Glocken wurden von der italienischen Regierung als Ersatz für die während des Krieges abgenommenen in Auftrag gegeben; alle trugen die sogenannte Staatsinschrift: Hostisfuror mefregit et bostis ab aere revixi clara voceItaliam Deumque canens, was in etwa heißt: Die Wut des Feindes hat mich zerbrochen und aus der Bronze des Feindes bin ich wieder zu Leben erstanden, um mit heller Stimme Italien und Gott zu besingen.
Schließlich die kleinste und alte ColbacchiniGlocke im Gewicht von 92 kg, Durchmesser 55 cm, mit dem Ton dis und der Inschrift: Soli Deo bonor et gloila, opera di Pietro Colbacchinidi Bassano. (Diese Glocke ist in jüngster Zeit abgenommen worden, weil sie durch einen Sprung beschädigt war.)
Der Glockengießer hatte die schwere Aufgabe, zu der alten großen Glocke (Schelener) und zu der alten kleinen Glocke (Colbacchini) die drei neuen Glocken hinzuzustimmen. An beiden alten Glocken mußte etwas gefeilt werden. im Protokoll der am 11. Februar 1931 durchgeführten »Glockenkollaudierung. heißt es: »Die Kuratiekirche in Laives erhielt gegen Ende des vorigen Jahres drei von der Regierung in Auftrag gegebene und von der Firma Colbacchini ir. Trento gegossene Glocken Fis, Gis, H, derer Guß als sehr gut bezeichnet werden muß. Sic sind intervallrein; ihr Klang ist voll, satt, ohne Schwebung, in richtig abgestimmten Obertönen ruhig, mit ausgiebigem Nachklang. Die äußere Form samt Ornamentik ist gut.
Diese neuen Glocken sollten mit den noch vorhandenen alten Dis und dis ein harmonisches Ganzes bilden. Diese heikle und oft schlecht gelöste Aufgabe ist in bezug auf die kleinste alte dis-Glocke gut ausgeführt. Die große alte Dis aus dem Jahre 1663 war nach de heute geltenden Normalstimmung c. 1/4 Ton zu tief. Leider hat das lobenswerte Unternehmer, durch Abmeißeln des Randes den Umfang die Glocke zu verkleinern, durch Überschreiten des rechten Maßes nicht das gewünschte Resultat erreicht, indem die Glocke um fast 1/4 Ton zu hoch klingt.
Volles Lob verdient die vornehme und abwechslungsreiche Harmonie und Melodie des Geläutes Dis, Fis, Gis, H dis. Die Klangwirkung der vier kleinen Glocken ist eine sehr gute. Die größte Glocke Dis wird so lange ein Mißton in Konzerte sein, bis durch vorsichtige Arbeit der Normalton erreicht wird. (Richard Vollkrecht, Sakristeidirektor Bozen, P. Columban Müller, OS] Musiklehrer Gries.)
Die Aufmontierung der Glocken, die Anpassung und Ausbesserung des Glockenstuhles um des ganzen Stiegenhauses im Turm wurde 1930 von der Firma Girardelli-Bonvecchio aus Trient durchgeführt.
1931 goß Giovanni Colbacchini in Trient die Totenglocke mit der Inschrift: Domine aperi nobis.
Zur Feier der zweihundertjährigen Widerkehr der Übertragung des Gnadenbildes von Weißenstein wurde 1987 in der Gießerei Graßmair in Innsbruck eine neue kleine Glocke gegossen.


Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers

 

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