Die Kirche
Sankt Jakob in der Au
Dieser Abschnitt hält sich, was die Beschreibung
der alten Kirche und ihrer Geschichte betrifft, weitgehend an den vom Verfasser in Zusammenarbeit
mit Josef Unterer verfaßten Führer St. Jakob in der A. Einige neue Erkenntnisse
zur Baugeschichte, so über die gotische Einwölbung 1542, konnten dazu gewonnen werden.
Als erste sichere schriftliche Erwähnung gilt eine Urkunde des Jahres 1237.
Am 20. Oktober 1237 wurde vor dem Bozner Notar Jakob Haas ein Vertrag abgeschlossen,
welcher einen Hof, quejacet in Campoledroiuxta ecclesiam sanctijacobi de Cinte,betrifft,
also einen Hof im Gebiet Campoledro neben der Kirche des heiligen Jakob in Cinte.
Damals und auch noch bis ins 17. Jahrhundert wurde das Gebiet von St. Jakob Cinteoder
Schinte genannt, was nach dem Lateinischen cinctum soviel bedeutet, daß
hier eine von einer Mauer umschlossene Kirche oder früher eine Feste stand.
Die Kirche dürfte aber bereits im vorhergehenden 12. Jahrhundert erbaut worden
sein, da nach einer Urkunde vom Jahre 1242 die Herren von Firmian, auf dem späteren Schloß
Sigmundskron sitzend, das Patronatsrecht über die Kirche ausübten, die es wahrscheinlich
von den Herrn von Weineck erhalten hatten.
Die Kirche zu St. Jakob in Schinte wird im 13.und 14. Jahrhundert in Urkunden,
Ablaß- bzw. Stiftbriefen öfters erwähnt. (In einem Testament vom 2. März
1275 vermacht Herr Eberhart in Bozen der Kirche St. Jakob in Schinte einen jährlichen
Zins von einer Gelte Öl. Im Jahr 1364 wurden der Kirche jährlich 15 Pazeiden Wein
vermacht).
Die Kirche ist dem Apostel Jakobus dem Älteren geweiht, dem Patron der Pilger
und Wanderer, der nach dem Ort Compostela in Spanien, wo sich seit dem Beginn des siebten Jahrhunderts
sein Leib befindet und wohin im Mittelalter zeitweise mehr Pilger als nach Rom zogen, auch
Jakob von Compostela genannt wird. Die Weihe der Kirche an den Apostel Jakobus zeugt sowohl
vom hohen Alter der Kirche als auch von einem Gotteshaus an einem viel begangenen Pilgerweg,
führte doch einer der Hauptwege der Compostela-Pilger über den Brenner durch das
Etschtal nach Italien.
Die Kirche war aber neben St. Jakob auch der heiligen Barbara und dem heiligen
Christophorus geweiht. Die heilige Barbara zählt zu den Vierzehn Nothelfern; sie ist Patronin
der Bauarbeiter und Bergleute und wird für eine gute Sterbestunde angerufen.
Im Jahre 1339 bestätigt Bischof Nikolaus von Trient den am 5. Juli 1337 von sechs
Bischöfen in Avignon der Kapelle St. Jakob, Barbara und Christophorus erteilten Ablaß.
Ursprünglich war die Kirche ein romanischer Langhausbau mit halbrunder Apsis,
flacher Holzdecke und kleinen Rundbogenfenstern; der Turm hatte einen niedrigen gemauerten
Viereckhelm.
Das Satteldach war ursprünglich weniger geneigt. Über dem Gewölbe
kann man feststellen, daß die ursprünglichen Stirnwände weiß verputzt
waren, während deren Erhöhung rohes Mauerwerk blieb.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurden die Langhauswände und jene über
dem Triumphbogen mit Fresken ausgeschmückt, die aber bei späteren Umbauten der Kirche
zum Großteil zerstört wurden.
Als erstes wurde um 1480 der Altarraum wie in vielen anderen Kirchen den damals
vorherrschenden neuen gotischen Architekturformen angepaßt. Er wurde zu einem dreiseitig
abschließenden Chor mit zwei gegenüberliegenden gotischen Spitzbogenfenstern umgebaut.
Gleichzeitig wurde der Raum erweitert; der Chor springt aus der Längswand leicht vor,
während die Apsis nicht die volle Breite des Schiffes umschloß. Wir können
annehmen, daß damals der zweite Altar dazukam, wie aus der Weiheurkunde von 1483 hervorgeht:
Am 20. April 1483 weiht Georg, Generalvikar des Bischofs Johann von Trient, die
Kapelle der hl. Jakob, Philipp, Jakob des Älteren und Barbara mit zwei Altären und
erteilt derselben einen Ablaß.
Ein gotischer Flügelaltar aus dieser Zeit ist noch erhalten und ebenso, nach
Weingartner, auch die drei restaurierten Wandgemälde im Chor (Jahreszahl 1484 am Triumphbogen).
Im Jahre 1495 ließ der damalige Inhaber des Tempererhofes in der Au (heute
Mondscheinhof an der Etsch), Siegmund Temperer, an der Hauptfassade ein großes Christophorusgemälde
malen.
Das Gemälde wurde bei der Verlängerung der Kirche um 1905 abgenommen,
doch können wir aufgrund einer älteren Fotografie das Bild beschreiben: Der bärtige
Riese mit den weichen Gesichtszügen trägt ein jesuskind, das wie ein Erwachsener
aussieht; er watet im Wasser, in dem man ein rotes, zottiges Tier sowie eine Sirene sieht.
Unter dem Bild steht folgende Inschrift: Den Christoffel hat lassen malte und bezalt Sigmund
Temperer um das iar Als man zablt nacbcbtlsti geputi tausend vierhundeil und V.
Christophorus ist einer der Vierzehn Nothelfer, Patron gegen jähen und unbußfertigen
Tod, aber auch der Pilger und Reisenden, Fuhrwerker und Flößer. Seine große
Darstellung an Kirchenwänden ist nicht nur mit seiner angeblich riesenhaften Gestalt zu
erklären, sondern auch mit der Absicht, daß der Heilige möglichst von weitum
gesehen werden kann, da die Betrachtung seines Bildes am Morgen als Schutz des Lebens bis zum
Abend gilt.
Das Schiff der Kirche blieb vorerst noch unverändert. Erst 1542 wurde auch
dort ein spätgotisches Rippengewölbe eingezogen und zwei gegenüberliegende gotische
Spitzbogenfenster aus den Längswänden ausgebrochen. Dadurch wurden allerdings die
Fresken an den Längswänden wie jene über dem Triumphbogen teils zerstört,
teils verdeckt. Die Südwand wurde durch drei mächtige Strebepfeiler verstärkt,
um den Druck des Gewölbes aufzunehmen. Im Scheitel des Triumphbogens ist das Datum dieses
Umbaues ersichtlich: 1542. Der Baumeister dieses Umbaues sollte laut Vertrag von 1537 der Eppaner
Sigmund Schweizer sein, der für die Arbeit 140 Gulden erhalten sollte. Dieser konnte jedoch
die Arbeit nicht vollenden, da er 1539 starb. An seiner Stelle wölbte der Steinmetz Jörg
Kofler aus Völs die Kirche ein. Laut Vertrag waren die Kosten für die Steinfuhren
vom Steinbruch bis zur Werkstatt, wo die Steine zugehauen wurden, zu Lasten des Baumeisters,
während jene von der Werkstatt bis zur Kirche zu Lasten der Kirche waren (Vfb. B. 1539,
fol. 437). In Völs gab es damals mehrere Baumeister und Steinmetzen. Jörg Kofler
stammte vom Reimprechthof in der St.-Nikolaus-Malgrei zu Völs. Für das neue Gewölbe
erhielt der Steinmetz 146 Gulden (Vfb. B. 1542, fol. 245).
Seit alter Zeit gehörte die Kirche St. Jakob in der Au zur Pfarre Mariä
Himmelfahrt in Bozen, von wo aus sie auch betreut wurde. Der Pfarrer von Bozen erhielt dafür
jährlich 15 Mark Perner. Gottesdienste wurden in früheren Zeiten nur an den großen
Feiertagen sowie zum Fest der Apostel Jakobus und Philippus am Ersten Mai, am Fest des Hauptpatrones,
des Apostels Jakobus des Älteren, am 25. Juli sowie zu St. Barbara am vierten Dezember
gehalten.
Die Kirche hatte auch Einkünfte: Zu ihr gehörte der Kirchenhof mit zehneinhalb
Tagmahd Grund. Nach Richard Staffler handelt es sich um den 1237 erwähnten und bereits
genannten Hof. Er lag unmittelbar neben der Kirche, heute ein Wohnhaus mit Tischlerei, Bp.
32, und beherbergte außer dem Mesner seit Einführung der Pflichtschule auch eine
Schulstube und seit Errichtung der Expositur 1882 das Widum. Dazu gehörten Zinse einer
Reihe von Höfen; über die Höfe Lewald, Mane, Putz und Hilber in der Au hatte
die Kirche die Grundherrschaft. Verschiedene Grundzinse wurden dazugekauft. Schließlich
besaß die Kirche eine Reihe von Stiftungen in Wein, Öl oder Geld. Insgesamt stand
diese Kirche wirtschaftlich weit besser da als jene im benachbarten Leifers.
Das Kirchenvermögen wurde vom jeweiligen Kirchpropst verwaltet, welcher nach
einer festgesetzten Reihenfolge von einem der vierzehn großen Höfe von St. Jakob
zu stellen war, auf denen dieses Amt als Realbeschwerde lastete: Schaller, Kilian Simerle, Wiser, Dürnhof, Rodler Weinmayr, Hörtmayr, Seitz,
Lewald, Hilber, Hitthof, Mane und Temperer.
Die Kirche wurde um 1601 vom Baumeister Santino Delai (in den Kirchenrechnungen
Sändin del Ayo) instand gesetzt. Die Dächer wurden neu gedeckt, die Kirche
innen geweißt, die Fenster erneuert. An der Nordseite wurde neben dem Turm der Zubau
aufgeführt, der das Seitenportal, den Aufgang zum Turm und einen kleinen Vorhof überdacht.
Vor der späteren Sakristeitüre bestand aber schon vorher ein überdachter Vorbau;
vielleicht war hier einst ein Kirchenportal. Bei diesen Renovierungsarbeiten wurden innen an
der Nordwand zwei neue Wandmalereien angebracht. Der Malermeister Andre Solpach hat die Pilder
in der Kircb, so alle schwarz gewest, erneuert und den großen Altar ausgepessert.Andre
Solpach ist der in Bozen tätige Sohn des Brixner Wapperimalers David Solpach.
Im Jahre 1638 wurde für den Kirchenhof ein neues Futterhaus erbaut; aus dem
entsprechenden Akt im Pfarrarchiv erfahren wir, daß an de Südseite der Kirche auch
ein Friedhof bestand Wahrscheinlich hatte die Kirche also ein alte: Begräbnisrecht, denn
der Weg von den entlegenen Höfen zum Friedhof in Bozen war wegen der wiederkehrenden Eisacküberschwemmungen
sehr beschwerlich.
Der Baumeister Jakob Delai erneuerte 1662. das Kirchendach. Die Baumeisterfamilie
Delai war über eineinhalb Jahrhunderte in Südtirol insbesondere im Raum Bozen, tätig.
Der Grabstein Jakob Delais befindet sich im ehemaligen Friedhof der Franziskanerkirche in Bozen.
1670 ließ man den jetzigen Hochaltar errichten, während der alte gotische
1687 auf die gemauerte Mensa auf der Epistelseite gestellt wurde, nachdem er vom Tischlermeister
Martin Kerscher und vom Maler Johann Starkl renoviert worden war.
Im Jahre 1687 wurden vom Baumeister Peter Delai drei Fenster in der Fassade ausgebrochen.
Beiderseits vom Portal sollten zwei recht eckige Fenster und darüber ein Rundfenster mehr
Licht ins Innere lassen. Die Steinrahmungen wurden vom Steinmetz Jacob Grap aus Tisens angefertigt.
Der Altar wurde 1763 verändert, Der Bildhauer Christoph Rüeff setzte
einen Baldachin auf mit Gottvater und dem Jesukindl. Ebenso schnitzte er für die vom Tischler
Anton Mayr ne gezimmerten Portaltüren die Verkündigung Mariens, weiters kleinere
Statuen (Bachien).
Im Jahr darauf schuf der Bozner Maler Anto Kuseth die vierzehn Kreuzwegstationen
auf hölzenen Tafelen.
Laut alten Kirchenrechnungen hingen früher eine große und eine kleine
Glocke im Turm. 1538 lieferte Alex Löffler, Büchsen- und Glokkengießer zu Innsbruck,
eine Glocke. 1860 wurde von Bartolomeo Chiappanni in Trient eine neue Glocke gegossen. Im Ersten
Weltkrieg wurden Glocken eingeschmolzen und 1931 von Giovanni Colbacchini in Trient eine neue
gegossen. Diese wurde am 20. April 1931 eingeweiht.
Da eine Glocke durch einen Sprung schadhaft geworden war, wurden 1968 alle drei
Glokken von Paolo Capanni neu gegossen, um Dissonanzen zwischen alten und neuen Glocken zu
vermeiden. So läuten heute die Kirchenglocken von St. Jakob vom alten Turm herunter.
Wurde bisher an 25 Sonn- und Feiertagen sowie am 1. Mai, 25. Juli und 4. Dezember
Gottesdienst gehalten, so führte der damalige Propst an der Bozner Pfarrkirche Josef David
Graf von Sarnthein 1780 ein, daß von nun an jeden Sonntag ein Priester nach St. Jakob
gehen und nach der hl. Messe Christenlehre halten mußte. Dafür mußte die Kirche
von St. Jakob jährlich 50 Gulden bezahlen. Unter Kaiser Joseph II. wurde die Kirche um
1786 geschlossen; die Gläubigen mußten entweder nach Leifers oder nach Bozen zur
Kirche gehen. Wegen des heftigen Protestes der Bevölkerung wurde die Kirche bald wieder
geöffnet. Einige Jahre darauf wurde St. Jakob als Expositur der Kuratiekirche Leifers
zugewiesen, welche sich aber mit Erfolg dagegen wehrte, da die Versorgung von St. Jakob für
die eher unvermögende Kirche in Leifers eine erhebliche Belastung war. Auf die Forderung
der Kuratie Leifers, ihr das Vermögen der Kirche St. Jakob zu überlassen, um einen
Priester für dort halten zu können, gab der Propst in Bozen 1793 abschlägigen
Bescheid.
Aber erst am 11. November 1882, nach den verheerenden Überschwemmungen, wurde
für St. Jakob eine eigene Expositur errichtet; das heißt, die Kirche erhielt einen
ständigen Geistlichen, welcher der Pfarre Bozen unterstand.
Der beachtliche Stiftungsbeitrag in der Höhe von 10.000 Gulden einer frommen
Boznerin trug zur Errichtung der Expositur bei; von der Gemeinde wurde ein ordentliches Widum
im Mesnerhaus hergerichtet.
Der erste Expositus war seit dem ersten November 1882 Daniel Ludwig aus Altrei;
ihm folgte am 29. August 1889 Peter Senoner aus St. Ulrich in Gröden und diesem am ersten
Dezember 1900 Anton Rinner aus Latsch. Vom Jahre 1910 bis 1935 wirkte Anton Thaler. Seine lange
segensreiche Arbeit beschloß er am 29.Jänner 1936; im neuen Friedhof von St. Jakob
erinnert ein schöner Grabstein an ihn, und der zur alten Kirche führende Weg wurde
nach ihm benannt.
Für kurze Zeit folgte ihm Franz Rizzoli als Cooperator delegatus; von 1936
bis 1957 war Alexander Gius zuerst Kurat und ab 1. jänner 1954 Pfarrer. Ihm folgte der
jetzige Herr Pfarrer Josef Quinz.
Die letzte einschneidende bauliche Änderung erfuhr die Kirche in historisierenden
Formen in der Zeit von 1904 bis 1912 nach den Entwürfen von Mungenast und des Baumeisters
Hans Treffer. Die Kirche wurde nach Westen durch einen größeren Zubau verlängert.
Die neue Fassade erhielt zwei runde Treppentürmchen; die Steinrahmung des alten gotischen
Portals wurde in die neue Fassade eingebaut, während das Christophorusgemälde abgenommen
und am Bozner Museumsgebäude angebracht wurde.
Eine neugotische Empore mit Flachschnitzerei wurde 1911 nach Plänen von J.
Senoner eingebaut. 1912 wurden die neugotische Kanzel mit Evangelistenreliefs sowie das Kommuniongeländer
errichtet.
Die bisherige Expositur der Pfarre Mariä Himmelfahrt in Bozen wurde 1945
eine eigene Pfarrei, nachdem die Bevölkerung inzwischen stark angewachsen war. Im Talboden
und näher bei den Wohnbauten wurde 1953 eine neue Pfarrkirche gebaut; die alte Kirche
wurde nicht mehr verwendet.
Leider wurde die Kirche in den darauffolgenden Jahren nicht nur sehr vernachlässigt,
sondern es wurden auch verschiedene Gegenstände aus ihr entfernt; es fehlen der achteckige
Wasserstein aus weißem Marmor aus dem 16. Jahrhundert, das Waschbecken der Sakristei
vom Jahre 1698, die Kreuzwegstationen des Bozner Malers Anton Kuseth vom Jahre 1765, das große
Kruzifix an der rechten Längswand und der sechsarmige Luster, der 1686 gekauft wurde,
usw.
1970/71 ließ das Denkmalamt die jüngsten Zubauten entfernen und die
ursprüngliche Fassade wiederherstellen: Nur das Christophorusgemälde blieb bis heute
an der Westfassade des Bozner Museumsgebäudes; die Farben des Freskos sind allerdings
stark verblaßt.
Nach diesen Umbauten erwiesen sich in letzter Zeit gründliche Instandsetzungsarbeiten
immer notwendiger. Nach der Neueindeckung des Turmdaches mit Schindeln, der Errichtung eine
Blitzschutzanlage, der Erneuerung des Zifferblattes an der Turmuhr wurden endlich 1984/1985
auf Anregung eines Kreises von Freunden des Kirchleins umfassende Sanierungsarbeiten durchgeführt.
Die wichtigsten Arbeiten waren die Instandsetzung des Kirchendaches und der Fenster, der Umfassungsmauer
und des Außenhofe selbst, der Beleuchtungsanlage und der Innenwände. Um die Außenmauern
wurde eine Dränage angelegt.
Innen wurden vom Landesdenkmalamt Altar Gemälde und Natursteinrippen des
Gewölbes restauriert.
Der Turm
Der Turm stammt aus romanischer Bauzeit, er birgt
drei Glocken, unter dem Glockenstuhl ein großes altes Uhrwerk, am Gehäuse die Jahreszahl
1555; diese Uhr hat Lucas Lebald vomgleichnamigen Hof als Paumeister der St.-Jakobs Kirche
und Bevollmächtigter der ganzen Nachbarschaft daselbst durch Meister Benedict Laneaus
Stubach (Stubai) um 58 Gulden machen lassen. Die Stunde wurde an der großen Glocke
geschlagen. Die Uhr hat den Jakobern immer wieder Sorgen bereitet, denn beinahe in jede Kirchenrechnung
mußten Beträge für Reparaturarbeiten an ihr ausgegeben werden. Deshalb wurde
bereits 1580 von einem Maler die Sonnenuhr an der Südfassade gemalt.
An der Ostseite ermöglicht die in überhöhte Lage über eine
Leiter erreichbare Turmtüre den, Zugang zum Turm. Unter der Turmtüre ist die fragmentarische
Darstellung der hl. Barbara mit Krone und Palme erhalten (Anfang des 16. Jahrhunderts, aufgedeckt
1971).
Die Außenwände
Den wertvollsten Teil der Hauptfassade bildet
die spätgotische Sandsteinrahmung des Spitzbogenportals, wohl aus der Zeit des zweiten
Umbaues um 1542. Drei Rundstäbe umschließen in der Mitte der Seitenpfosten Eichenlaub
und am Bogenscheitel ein Rebblatt.
Über dem Seitenportal wurde 1971 die Darstellung der Verkündigung aufgedeckt;
allerdings ist nur mehr die Zeichnung erhalten. Diese Arbeit eines deutschen Meisters stanunt
nach Rasmo aus der Zeit um 1300.
Das Innere der Kirche
Das Innere wirkt durch das gotische Rippengewölbe
etwas gedrückt. An der Nordwand fährt eine viereckige Tür in breit abgefaster
Steinrahmung in den Turm. Hier wurde ebenerdig ein Raum mit einer Gewölbedecke abgeschlossen.
Über dem Seitenportal wurde anläßlich der Renovierungsarbeiten von 1601 ein
Gemälde mit einem Kruzifix zwischen zwei Wappen angebracht: links jenes der Rottenpuecher
(Christoph Rottenpuecher war damals als Inhaber des Hilberhofes Kirchpropst), rechts jenes
der Huter-Wangen (Hans Ulrich Huter-Wangen war Stadtund Landrichter zu
Bozen-Gries; das Wappen war dem Hans Huter 1515 von Kaiser Maximilian für Verdienste im
Krieg gegen Venedig verliehen worden).
Über der Kanzel haben uns die damaligen Vogtherren der Kirche ihr Wappen
hinterlassen: Im Blattkranz sehen wir das Wappen der KhuenBelasi/Niederthor (1601).
Die neugotische Kanzel mit den Reliefs der vier Evangelisten und das Kommuniongeländer
wurden 1912 von J. Senoner angefertigt.
An der Stirnseite des Triumphbogens sind Freskenfragmente erhalten, welche zum
Zyklus _der Malereien aus der Zeit um 1390 gehören, die durch das Gewölbe verdeckt
sind.
In der Chorwand hinter dem Altar sehen wir auf beiden Seiten des Fensters zwei
Apostel: links den hl. Jakob den Älteren in Pilgerkleidung mit Stab und Muschel, rechts
vom Fenster den Apostel Jakobus den jüngeren mit dem Walkerbogen in der rechten und einem
Buch in der linken Hand. Jakobus der Jüngere soll wegen seines Glaubensbekenntnisses mit
einer Walkerstange erschlagen worden sein.
Von der rechten Triumphbogenleibung schaut der hl. Antonius Abt mit Buch und Bettelglocke.
Darunter steht die Inschrift: Kuenz diezeit Mesner 1484. Wir können annehmen, daß
diese drei bescheidenen Bilder um 1484 gemalt, später allerdings verändert wurden.
Der Barockaltar
Dieser Altar gilt als ein Meisterwerk des Bildhauers
Oswald Krad (1670). Die beiden großen Engel, die Krad für die Altarseiten herstellte,
sind leider nicht mehr vorhanden. Das Altarbild zeigt den hl. Sebastian, einen von Pfeilen
durchbohrten Jüngling, anschließend Jakobus als älteren Mann in Pilgerkleidung
und ein Buch haltend, neben ihm die zweite Patronin der Kirche, Barbara, mit Kelch und Palme
und etwas im Hintergrund Christophorus, sich auf einen mächtigen Ast stützend und
mit dem Heiland auf der Schulter, der von einem roten Mantel umweht wird.
Das Ölbild stammt vom Barockmaler Johann Franz von Teutenhofen.
Der Flügelaltar
Der Flügelaltar stammt aus der Zeit um 1500
und wurde um 1670 von seinem ursprünglichen Standplatz in der
Apsis entfernt und an der rechten Seite auf einem gemauerten Sockel aufgestellt. Dabei wurden
offensichtlich die Predella und das Gesprenge entfernt.
Beschreibung: Im Altarschrein steht Maria, flankiert von den hll. Jakobus (links)
und Barbara (rechts). Die Flügel zeigen innen im Relief links den hl. Stefan. Der rechte
Flügel ist dem hl. Achatius gewidmet. Er ist als Ritter der damaligen Zeit dargestellt,
mit spätgotischem Visierhelm (Schaller) und kunstvoll gearbeiteter Rüstung. Die äußeren
Flügelblätter haben die Passion Christi zum Thema: links Ölberg und Dornenkrönung,
rechts Geißelung und Kreuztragung.
Die Fresken über dem Gewölbe
Wie schon im baugeschichtlichen Teil dargelegt,
wurde durch die spätgotische Einwölbung der Freskenbestand arg in Mitleidenschaft
gezogen. Bloß die Partien über dem Gewölbe und mit ihnen die originalen noch
leuchtenden Farben sind noch unverändert geblieben.
Nordwand: Vom Triumphbogen aus sind an der linken nördlichen Wand in sechs
Bildfeldern (ca. 1,25 m Breite x 1,40 m Höhe) Szenen aus der Jakobslegende dargestellt.
Die Erzählung begann wohl am Triumphbogen (analog zu St. Vigil auf Weineck und St. Martin
in Kampill).
Südwand: An der südlichen Langhauswand sind, ebenfalls am Triumphbogen
beginnend, auch sechs Bildfeldfragmente erhalten. Sie sind breitformatig und messen ca. 1,80
x 1,40 m. Sie zeigen Szenen aus dem Leben der hl. Barbara. Die Kunsthistoriker Weingartner
und Rasmo sind sich darüber einig, daß diese Malereien der sogenannten Bozner Schule
angehören und zeitlich in das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts fallen.
Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers