Die Kirche zum

seligen Heinrich auf Seit

Es ist dies die jüngste der Kirchen im Gemeindegebiet von Leifers. Über Jahrhunderte mußten die Bewohner der weit verstreuten Höfe über den steilen Plattenweg nach St. Jakob absteigen, um dort die Kirche zu besuchen. Den Anstoß für den Bau eines eigenen Gotteshauses gab hier in Seit die Einführung der Pflichtschule unter Kaiserin Maria Theresia etwa um 1770.
Es gab damals noch kein eigenes Schulhaus, vielmehr wurde abwechselnd in den Stuben beim Müller, Tschuffenerl und Köhl Schule gehalten.
1822 sorgte der Benefiziat Johann Kugstatscher in Bozen dafür, daß endlich ein eigenes Schulhaus gebaut wurde. Im Erdgeschoß dieses Hauses wurde eine Kapelle eingerichtet, welche zu Ehren des seligen Heinrichs von Bozen geweiht wurde. In dieser Kapelle konnte an Sonnund Feiertagen ein von Bozen kommender Priester, meist ein Kapuziner- oder Franziskanerpater, die hl. Messe lesen. Seit 1834 wurden für diese Kirche die Kirchenrechnungen gemeinsam mit jenen von St. Jakob geführt.
Anton Kofler, Wachszieher in Bozen, gab 1849 eine Schenkung von 10.000 fl., um auf Seit eine eigene, richtige Kirche zu bauen. Die heutige Kirche wurde nach Koflers Tode 1853 erbaut und am 26. Oktober 1854 vom amtierenden Pfarrer in Bozen, Johann Nepomuk Baron von Giovanelli feierlich eingeweiht. Neben Kofler traten noch andere Spender hervor, um den Bau zu ermöglichen, deren Namen auf einer Tafel in der Kirche festgehalten sind. Zu diesem Bau erzählte mir der Tschuffenerlvater Johann Rainer am 7. April 1984, daß für den Bau Bretter von der Säge auf der Pfleg in Leifers über Breitenberg bis nach Seit getragen werden mußten, da der Weg dorthin nicht befahrbar war. jeder Seitner Bauer übernahm eine bestimmte Strecke und trug jeweils ein Brett von einem Punkt bis zum nächsten, wo es vom nächsten Bauern übernommen wurde. Ein besonders Starker soll einmal zwei Bretter auf einmal getragen haben, so daß die ganze Reihenfolge auseinander geriet.
Provisorische Expositi waren Johann Blaas und Franz Ratschiller. Mit fürstbischöflichem Dekret vom 22. Juli 1859 wurde Johann Werth von Girlan als erster definitiver Seelsorger eingesetzt. Zu diesem Zwecke wurde auf das bisherige Schulhaus eine Wohnung für den Seelsorger daraufgebaut.
Weitere Expositi waren Johann Lobis von Bozen, erwählt am 10.Juni 1864; er ließ die Kreuzwegstationen anbringen.Sebastian Schwabl von Bozen 1866-1880
Josef Maierhofer von Laurein 1881-1883
Sebastian Hinteregger von Villnöß 1885-1887
Jakob von Dellemann von Girlan 1889-1892
Johann Hafner von Terlan 1892-1894
Johann Pichler von St. Walburg in Ulten 1894-1897
Josef Ursch von Mölten 1897-1911 Josef Gamper johann Kuntner
Josef Gapp (bis 1967)
P.Josef Wenger (Eucharistiner)
P.Peter Lobis (Eucharistiner)
P.Hermann Zwick (OFM)
Seit dem 1. September 1997 gehört Seit zur Pfarre Leifers mit Pfarrer Hermann Senoner.

In der Kirche stehen drei Altäre: das Bild des Hochaltares zeigt den sel. Heinrich; es wurde vom Künstlerjosef Kirchebner in Innsbruck gemalt. Die Kosten dafür trug der Propst Josef Maria Thaler in Bozen.
Die beiden Seitenaltäre mit den Bildern Marias mit dem Christkind und dem Herzen jesu stiftete Elisabeth Zelger, Köhlentochter. Diese Bilder malte Anton Psenner.
In der Kirche hängt noch ein Bild mit der Verkündigung und eines mit dem hl. Josef (beide 18. jh.). Weiters sieht man eine Holzstatuette mit dem leidenden Herrn (17. Jh.).
In der alten Kapelle im Widum stand in einer Wandnische ein Christkind aus Wachs in Stoffbekleidung (um 1800).
Im Turm hängt eine Glocke mit der Umschrift: Michael Zach goß mich in Bozen 1807.
Besonders beschwerlich war bis vor wenigen Jahren der Weg zum' Friedhof nach Leifers.
Der Sarg mußte auf "Protzen" über den steilen Plattenweg erst einmal bis Sissa, heute Steinmannwald, gebracht werden. Dort konnte man Räder unter die Schleifen« legen und so bis Leifers fahren. Aus diesem Grunde gab es öfters Bemühungen, in Seit einen eigenen Friedhof zu errichten. Konkrete Pläne dazu gab es 1911. Der Bozner Maurermeister Hans Treffer hat im Auftrag der Seitner ein entsprechendes Projekt ausgearbeitet. Der etwa 100 m2 große Friedhof sollte bergseitig des Kirchplatzes in den Hang hineingebaut werden. Es sollte für 42 Gräber Platz sein, nämlich 20 für Kinder und 22 für Erwachsene. Aus dieser Annahme ist die hohe Kindersterblichkeit in jener Zeit ersichtlich. Die Kosten wurden mit 3611 Kronen veranschlagt. Sie waren deshalb hoch, weil Felsabtrag nötig war. Vielleicht wurde gerade aus diesem Grunde das Projekt nicht realisiert.


Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers


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