Die Leeg Leifers
und Unterau
Für die Trockenlegung und Kultivierung der ausgedehnten Auen war es vordringlich, die
moosigen Gründe durch Gräben zu entwässern. Der bedeutendste dieser Gräben
war der Landgraben. Dieser nahm seinen Ursprung im Eisack unter dem Kalvarienberg, schlängelte
sich als kleiner Wasserwaal den Bergfuß entlang bis etwa zum Rennerhof. Dort nahm er
schon einige Seitengräben auf, unterquerte die Landstraße, nahm bald darunter den
Nesselbrunngraben mit dem Siessen- und Alplerbach, den Mittergraben, den Brantenbach, den Welschwirt-
oder Gutlebengraben und den Weißhausgraben auf, um dann in den Stockgießen zu münden.
Dieser ergoß sich wiederum bis 1800, etwas unterhalb der Branzoller Länd in die
Etsch und wurde damals bis nach Auer verlängert. Die erste Erwähnung des Landgrabens
finden wir bereits im Landesfürstlichen Rechnungsbuch 1295-1301, wo es auf fol. 5 heißt:
fossatum per pratum Leivers, also ein Graben durch die Wiesen in Leifers.
Die genannten Zufluß Gräben hatten ihrerseits weitere kleinere Seiten Gräben.
Diese wurden nach einem Plan im Zuge der Trockenlegung der Au, die,unter Kaiserin Maria Theresia
um 1780 begann, nach und nach als schnurgerade Rinnsale geschnitten.
Die bedeutendste Wasserbau Arbeit war die Begradigung des Landgrabens um den gewaltigen Kostenaufwand
von 1534 Gulden. Aus den Rechnungen der Gemeinde für 1834 geht hervor, daß damals
die Entwässerungsarbeiten durch Begradigung der alten und Schneiden neuer Gräben
abgeschlossen war. Interessant ist der Beleg Nr. 8 der Rechnung, wo es heißt: Was die
Kosten der Graben Eröffnung im Unterauermoos betrifft, so hat dieselben das Viertel St.
Jakob inder Au zu bestreiten, und da sie bisher ihre Streu in Natura verteilt und nicht versteigert
hatte, so sind keine Fonds vorhanden und müssen dieselben zur Deckung der nötigen
Kosten entweder durch Anleihen oder durch Wüstungen (= eine Sondersteuer) herbei geschaffen
werden.-
Nur der ältere Weißhausgraben, der vielleicht bei der Gründung des gleichnamigen
Hofes 1506 angelegt worden ist, schlängelt sich eher träge in weitem Bogen durch
die Au. Dies tat übrigens auch der Stockgießen, welcher erst 1893 im Teil zwischen
Leibele und Hirschen begradigt wurde. Diese Gräben wurden schon im Mittelalter teilweise
von Stein Brücken überquert, denn so erklärt sich der Flur Name Bei der Steinprugg
für das Feld bei der Landgrabenbrücke an der heutigen Bahnhofstraße.
Die
Instandhaltung und Räumung dieser Gräben oblag der Leeg Leifers und Unterau. Diese
schloß sich südlich an die große Leege Grutzen an, welche bis unter St. Jakob
reichte. Die erste Erwähnung dieser Leeg findet sich in einem Ratsprotokoll des Stadtrates
vom Sonntag nach Ostern 1474, demzufolge verschiedene Personen aus der Au und Leifers durch
den Rat aufgeboten werden, zu den Wasser bauten Stein fuhren zu führen.
Die Leeg war ein freiwilliger Zusammenschluß der Bauern, welche ein direktes Interesse
an der Verbauung der Etsch, an der Instandhaltung der Dämme und der Abzugs Gräben
in der Au hatten. Die Leeg hatte einen Rat und einen Leegskommissar. Das Besondere der Leeg
Leifers und Unterau war wohl ihr beachtlicher Urferhof auf dem Gemeinde Gebiet von Pfatten
und rechts der Etsch. Der Ertrag des Hofes mußte für Graben- und Etschverbau verwendet
werden. Der ca. 9 ha große Hof mußte von der Leeg 1800 an Franz Preindlsperger
verkauft werden. Die Leeg war nämlich verschuldet. 1817 verkaufte der Besitzer den Hof
an Johann Frizzi aus Cimone im Gericht Lodron. Von diesem erhielt der Hof den Namen Frizzihof.
Die in der Leeg zusammengeschlossenen Höfe verpflichteten nicht nur sich, mit Ausmaß
und je nach Wert ihres im Tal liegenden Grundbesitzes, einen Teil der Verbauungs- und Instandhaltungskosten
zu übernehmen, sondern sie bürdeten auch den Nicht Mitgliedern eine Konkurrenz Pflicht
auf, einen verhältnismäßigen Anteil der Kosten zu tragen.
Für die Besteuerung wurden die Gründe vermessen und je nach Gefahren Lage und Kultur
in vier Klassen eingeteilt. Die erste Klasse betraf guten Kultur Grund, der Wasser Gefahr ausgesetzt
war.
In die vierte Klasse gehörten abgelegeneMöser, Auen und Öd Land.
Für diese letzteren Gründe mußte entsprechend weniger gezahlt werden.
Jene Bauern und Inwohner, welche hingegen in der Gefahr des Brantenbaches liegen, schlossen
sich 1777 zur Brantenbacher-Leiferer Leeg zusammen.
Marx Sittich von Wolkenstein faßt in seiner 1614 geschriebenen Landes Beschreibung von
Südtirol die Pflicht der Leegsmitglieder kurz wie folgt zusammen: und wer was von Gütern
da bat oder gilt, große gelt, kost und wassergelt geben mUß.5
Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers