Nachbarschaft und Gemeinde



Unsere heutige Gemeinde ist einerseits aus den alten Nachbarschaften-, andererseits aus den mit diesen verbundenen Steuervierteln entstanden. Das heutige Gemeinde Gebiet deckt sich auch mit dem Gebiet der ehemaligen. Leeg Leifers und Unterau, weshalb auch die Leeg als Interessengemeinschaft als Vorläuferin der Gemeinde angesehen werden kann. 1847 kam es zu einer Neu Festlegung der Grenzen zwischen der Leege Leifers und der Leege Grutzen. Es heißt dort:
Die Leege beginnt an der Branzoller Etschländ, von da geht sie der Etsch nach hinauf bis zum Grenzstein an der Wassermauer zwischen der Gemeinde Leifers und der Grutzner Leege; von da zum Mondscheinhof,- von da zur St.-Jakobs-Kirche; von da zu einen Markstein an der Schloß Kuebachwaldung. Von da zwischen den Waldungen der Gemeinde Zwölfmalgreien und Leifers mittelst Marken hinauf zum sogenannten Schatz auf Patschada; von da über die Patschada Wände zum Rothstein, wo ein Kreuz eingehauen ist; von da zwischen den Waldungen der Gemeinde Leifers und Deutschenofen mittelst Marken den Alplgraben und das Bruggenthal überschreitend hinauf auf die Höhe des Breitenberges, dann dem Gebirgsgrathe des Breitenberges nach hinab zur Weizgrubermühle am Brandenthalbach ' - von da zwischen den selben Waldungen dem Marchthal nach hinauf z einem Marchstein in der Nahe des Plattnerhofes zu Petersberg; von da zwischen den Wald engen des Schlößl- und Buchnerbofes von Leifers und der Gemeinde Deutschenofen mittelst -Marken zu einem mit einem Kreuz bezeichneten Felsen bei der Schlößriese,- von da dieser Rieße nach zwischen den Waldungen von Branzoll und Leifers herab zum Markstein am Hafnereck; von da dergenannten Rieße nach weiter herab zur Poststraße, dann die Poststraße übersetzend zu einem bei 3 Klafter unterhalb derselben und bei 6Klafter nordöstlich vom Friedhof mit den Buchstaben B und L und einem Kreuz versehenen Stein; und von da endlich über einen Grenzstein mit Kreuz zur Branzoller Lende.
Die einzelnen Gerichte, Nachbarschaften oder Gemeinden hatten ihre eigene Ordnung auch Weistum genannt, eine Art Statut. Ein solches bisher unbekanntes Weistum hatte auch die Gemain Leifers. Es ist im Verfachbuch Bozen de Jahres 1669 sub folio 641, enthalten.



Ordnung der Gemain Leifers



Zuwissen, obwollen am 22. Juni des verwichnen 1 rösten Jahrs vor dem gewebten Herrn Statt-und Landtrichter zu Gries und Bozen in Gegenwirt etweliche Benachparter zu Leifers etliche Puncte in ein Concept verfaßt worden, wie man es allentbalben in der Gemain Leifers halten solle. indeme aber daselbst khaine gewisse Atisfierung geschehen auch derselben anhero nichts nachkhummen. Als hat der jetzweilige Herr Staat- und Landtrichter Johann Franzischg Lannser von Moos und mit Zusicherung des Herrn Stadtschreibers Johann Paul Schenckhens auf der Nachperschaft allda zu Leifers beschehnes Begern und gegebnen Fürschlag nachfolgende Ordnung aufgericht wie zuvernemmen:

Nemblichen alle einschleicbende Misspreich, Irr-und Unordnungen abzuschneiden, entgegen vorderist was zu Gottes Ehre und gemainen Nuzen erpries-undfirtraglichenwol anständig zusein zupflanzt (?) und in pester bestendig Ainigkbeit eingerichten werden. Ist fir das
Erstebeschlossen worden, das niemand erlaubt sondern genzlichen verpoten seie, weder auf dem Velt noch zu Haus keine knechtliche Arbeit am Sonn-und Feienag Abent durchgehend lenger nit als von Martini bis Georgi und von danen unz Martini über respective Winters- und Summers Zeit umb 4 und 5 Uhr zu verrichten, sondern sich dern ohne sonderbare habende Not und da nit unwiderbringlicher Schaden zubefarn(?) gennzlichen enthalten woran auch alle Hantwercher, sonderlich die Miller gepunden, daß sy Miller vor 12 Uhr in der Sonn-und feirtag Nacht nicht zu mallen anfangen sollen, wovern mann aber einen oder anderen (niemand ausgenommen) werde betreten das Er deine nit nachkhumen, soll selbig durch die Obrigkbait der gebir nach gestraft werden.
Zum
Andernseie sowohl die Mann als Weibspersonen schuldig alle Fest- Sonn- und Feirtag dem Ambt der heilligen Möß mit gebirender Andacht beizuwohnen, auch das Heillige Wort Gottes und Predig mit möglichster Aufmerksambkheit anzuhern und sich unter sollich werender Gottsdienst und Predig inn-und nicht außer der Kirch zubefinden, massen Herr Anwald zu Leifers und wer zu jeder Zeit alda Anwald sein wirdet, darauf Achtung zu geben, und darumben zu bestrafen hat.
Dritensweillen sowohl die Verlobten als andereKreizgäng mererteils die lieben Fricht auf den Feld vor aller Hannt Ungewiter zuerhalten angestellt und der Allerhechste darumben inständig angerufen auch die allerheiligste Jungfrau Maria und alle Heiligen Gottes zu sonderbaren Fürbittern erwelt mit Peten, Almosen geben und andern gueten Got wolgefelligen Werken angesuecht und auch desto gresserer Eiffer allenthalben erweckt wirdet, soll von einer jeden Hofstatt ein taugliche Persohn und nit Kinder darzu gescickht und verordnet werden, welche das heilige Kreiz sowohl von- als auch zu der Kirch mit Andacht begleiten helfen und nit wie bishero beschehen, hin und wider zerstreiet umbeinanderlaufen sondern ainmietig beisamen verbleiben und widerumben nach Haus khern.
Viertenshat man ein Zeit her frembde Hannt-und Tagwerker alda in Leifers gedultet, welliche den Inwohnern beschwerlich gewest und nit gebirlich verhalten. Und damit man auch disen abbelfen soll niemand, wer der seie, khain dergleichen Persohn ohne Vorwissen eines adelichen Ersamen Rats; und das sy daselbst schriftliche Erlaubnus bekhomen, gleich wie es ohne das am Tag der hl. 3 Khinig verpoten, annemben sondern gestrackts (?) hinweckh schaffen wie dann ein Anwald jerlich inhibieren und die das Yberfahren ein Specification der Obrigkeit oder wolgedachter Stath zu gebietender Straf Vorkehrung übergeben solle.
Finnftenswellicbe nit Gemainsrecht haben und doch die Gmain gniessen wollen, der soll hiefir zu Handen des Anwalden zu Leifers jerlichen ain Gulden bezallen.
Sechstensist beschlossen, das die ganze Gmain ingesambt ain Pfarstier zuhalten schuldig, wie sy dann das Los gezogen, wellicber den Anfang zu machen und den Stier heuriges 1669 Jar zuhalten hat, weiln es von Anfang den Khrueghof betroffen. Als mueß dieser Hof für das 1669 und 70 Jar gerechnet, und hinfürter auf nachfolgende Weis jede Hofstat 2 Jahr gegen deme den Pfarstier halten, daß deme jetwedere Hofstat von ainer Khue jerlichen 10 Kreuzer zugeben verpunden und zu ainer Beihilf haben deme so selbe 2 Jar den Pfarstier zu halten schuldig 2 Fueder Streb zuerfolgen, die Ime von Anwalten in Beiwesen dreier Benachparter von der Gmain auszuzeigen, aber selbs zu män und zufiern hat, volgents hat das ander Los bekhommen der Pallmanbof, 3. der Kaltenkheller, 4. das Guet auf der Saag, 5. Aspmerhof 6. Khelblbof, 7. Fuxerhof 8. Fiderer, 9. Hof Untern Perg,10. Holzerhof, 11. Stelzl, 12.Flascher, 13. Anleiterhof, 14.Stainmannhof, 15.Aichnerbof, 16.Burger, 17.Gasmann, 18.Laimannguet,Teisslbof, 19. und 20. Egarterhof. Und wann es sich durchgeend verendet, so hebt man beim Kruegbof widerumben von ersten an und continuirt wie oben nacheinander specificiert worden.
Sibendensolle wie vorher beschehen, zu gebirender Zeit Saltner gezeit (?) in Pflicht genommen, und wie mann sich daselbs bei erhaltner Rigl mit Besoldung dessen wirt vergleichen, zalt werden, daran alle abwesige Puntten sein.
Achtenswird bei besagter Rigl ebenmäßig ainKhieherter bestellt, deme mueß man sowohl Langes- alsHerbst Zeiten das (re) Vieh als Khie, Stier, und Roßvorkern und nit aignen Hirter annemen, auch schuldig sein, besagten Herter unverveigerlich den gewönlichen Solt, wie von alther gebräuchig, zugeben.
Es sol auch
neintensder Roßherter sowohl vor Georgi als nach Martini wie es die Zeit gibt, in der Herteinsteen, Und da es also fruezeiter beschicht, hat er auf iedes Pferdt yber die Ordinari Besoldung als 1Gulden noch 3 Kreuzer zu begern nebens bei 3 Frembde und nit mer Ross einzunemen, auch beinächtlicher weill die Pfert nit in Feldern, oder Aue lassen, sondern abtreiben.
Zechentenswegen des Prunen firens manngltherr Adam Franzin, als Inhaber des Hoffs unternPerg, auch der Johannes Schlechtleitner Fuxer, ohnedern Gegenwirt hat man desthalber eigentlich nit schliessen sondern mues bis auf weitere Vergleichung voranstehen bleiben.
Aindliftenshat ein jeder die Schwein einzuhalten und niemande Schaden zu bringen, sovern es aber geschieht, sollen die Schwein neben den inhämischen? Gefligl und Genns, der sollicbe auf sein Guet bereitet, freysteen, und da ain oder anders beschädigt wirdet, dafür khein Ersezung zu thuen habe.
Zwelftensauf dis Jahr und zwar weiter nit hat mann sich bei den Egarter Hof des Pfantsstalls zu gebrauchen und kainer befugt sei, ainichen Eingriff zu thuen, er hat dann sich zuvor mit den geschädigten Teill verglichen und der Gerichts Sportln abfindig gemacht zumitlst wird mann auf weitere Anstalt zumachen gedenken.
Dreizehendenab mann zwar auch auf jeden Hof etwas zu den Gemainsausgaben ain Anlag machen welle, weillen mann sich aber derentwegen nit vergleichen kinne, hat mann es bis zu der Steuerraitung suspendiert.
Und mit dem Meßner soll mit Vorwissen Ihro Hochwirdigen Herrn Pfarrers ain Bstallung wie er sich zu verhalten hat, aufgericht werden.
Deme also in allem nach der Ablesung getreulichen nachzukommen, und darwider nit zu sein, baben dem Herrn Landrichter globt, nemblicben Herr Jacob Zallinger als Inhaber des Fiderer Stelzl- und Kalchguets, verer Herr Hans Menz, beede des Raths und Handlsleit zu Bozen, wegen des Krueghofs, Caspar Zieglauer auf der Saag, Toman Planer, Puecbner auf Puecha, Niclaus Ennthofer imnamen seiner Mueter als Inhaber des Pallmannhofs, Hans Teis Burger und anstatt des Egarterguets, Maria Tennz Fäckliscbe Witib, wegen Kalten Keller, Philipp Rauchnagl beim Khelbl, Aspmerhof, dannFranzischg Ziglauer Flascber, widerumben Hanns Ziglauer 2 Teil Teißlguets Inhaber, Urban Paulander Baumann beim Steinmann, Hans Tschuffler, Paumann beim Aichner und Anlaiter Hof, widerumben Peter Marinell Schaidner Gietl, Hans Carneider Paumann beim Gassmann, Mathes Gasser Paumann auf den Laimannhof, Veit Grumber Hochegger, Christoff Grumber auf dem Schlössl, Sebastian Troyer auf dem Reifheissl, Georg Wiser Millner in Prantental, Veit Ziglauer aufn Holzerhof, Martin Ranigler Paumann Untern Perg, Ulrich Taller Tschuegg, Hanns Prenner Millner, Benedict Grueber Schmit, Paul Tschuffler Pfesl, und der Viertl Maister Valtin Bareschga.

1625 wird die Nachbarschaft in Leifers vom Gericht Bozen-Gries aufgefordert, einen Prunnen zu bauen, für alle Notdurft. (Vfb. B. 1625, fol. 136). Es scheint aber, daß die Nachbarschaft dieser Pflicht nicht nachgekommen ist, sondern vielmehr erst später einen neuen Dorfbrunnen beim Großhaus errichten ließ. 1682 heißt es:
Gregory Zipperle, Baur am Stein, hat fuer die Gemain Leifers ein Rohr aus Holz für die Wasserleitung vom Kirchplätzl zum großen Haus gelegt; dazu noch ein lärchenes Brunnentrögl. Den Auftrag hat er vom gewesten Rigler Philipp Rauchnagl, jetziger Rigler ist Franzischg Ziglauer, Flascher. Die Gemain will nicht zahlen; sie sagt, die Höfe sollten zahlen, der eine mehr, der andere weniger. Für diese neue Leitung zahlen folgende Höfe je einen Gulden und 48 Kreuzer.- Fiderer, Flascher, Krueg, Stelzl, Egarter. Für früher geporte 40 kleine und 12 große Prunnen Rohr zahlen die genannten fünf und noch folgende dazu : Pallmann, Gassmann, Kölbl, Turner, Laichmann, Schmidhäusl, Pinterhaus, Haus bei der Kirche. Sie mußten auch den Brunnentrog und die Brunnenseil kaufen. Wenn der Zipperle ein Rohr zu eng geport hat, muß er es neu poren (vfb. B. 1682, fol. 394).
Das alte Geineindeamt - Bp. 5
Dieses Haus entstand im Jahre 1840 als Sitz der damals neuentstandenen eigenständigen Gemeinde und diente bis zum Neubau des heutigen Rathauses (Bp. 4) im Jahre 1930.
Das Sekretärhäusl - Bp. 6
Das Haus entstand im Zusammenhang mit dem 1840 neuerbauten Gemeindehaus und diente als Wohnung des Gemeindesekretärs.


Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers

 

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