Die Porphyrsteinbrüche

Die bisher älteste bekannte Nachricht eines Porphyrsteinbruches in unserer Gegend stammt aus dem Jahre 1513. Kaiser Maximilian I. bekannte am 14. Mai 1513, daß Jacob Kraushar aus Tramin zu ihm gekommen war und sagte, daß er einen Plattenbruch zwischen Auer und Branzoll, genannt im Gellerberg, gefunden habe. Er wolle darin für jedermann ohne Schaden Platten brechen und diese allenthalben in der Grafschaft Tirol verkaufen. Er bat, ihm das als regierender Herr und Landesfürst zu vergönnen. Der Kraushar erhielt die Bewilligung, er mußte aber dafür dem Amt des Gerichtes Enn und Caldiff, zu welchem Branzoll gehörte, eine Mark Meraner Münze zinsen. Diese Bewilligung sollte bis auf Widerruf Gültigkeit haben. Besondere wirtschaft4iche Bedeutung bekam der Porphyrabbau aber erst im 19. Jahrhundert. Dazu sei hier auf den Beitrag von Prof. Paul Stacul verwiesen.
Der 1850 von Josef Gerber eröffnete Porphyrbruch dürfte sich am Breitenberg befunden haben.Neben den Brüchen des Johann Lentsch am Roßsprung zwischen Branzoll und Leifers wurden auch auf dem Gemeindegebiet von Leifers weitere Brüche eröffnet. Franz Defranceschi und Franz Gamper eröffneten um 1905 einen Bruch oberhalb der Reichsstraße zwischen Leifers und dem Steinmannwald (Gp. 1346/4).Den eigentlichen Durchbruch erzielte der Unternehmer Ferdinand Flor (geb. am 2. Dezember 1877 in Brez am Nonsberg, gest. am 16. Februar 1929).
Er eröffnete um 1906 einen Steinbruch am Breitenberg, der mit einer Seilbahn mit dem Tal verbunden wurde. Es folgten Brüche zwischen Leifers und Branzoll auf der Höhe des Mairhofes.1912 kaufte Flor den Bruch des Franz Defranceschi und des Franz Gamper.
Die Arbeit in den Steinbrüchen war mühsam und gefährlich. Es kam öfters zu Unfällen. Besonders gefährlich war Steinschlag. So erfahren wir von einem tödlichen Unfall am 1. März 1911 am Roßsprung, als ein Arbeiter aus Agordo, der schon seit zwölf Jahren in den Brüchen des Johann Lentsch arbeitete, von einem herab fallenden Stein erschlagen wurde. In der Meldung an die Bezirkshauptmannschaft heißt es, der Stein sei aus einer Höhe von etwa 25 Metern her abgestürzt und habe den Arbeiter am Kopf getroffen. Die Firma Lentsch beschäftigte damals etwa 20 Arbeiter.
Der genannte Unfall wurde dem k. k. Gewerbeinspektorat in Innsbruck gemeldet, »mit Rücksicht darauf, daß im Steinbrüche der Firma Lentsch des öfteren derartige Unfälle sich ereignet haben«.Besonders tragisch war der Unfall, der sich am 25. November 1911 im Steinbruch des Ferdinand Flor ereignete. So lautet die amtliche Darstellung:

Am 25. November 1911 um 1/4 neun Uhr Vormittags wurde der ledige Steinbrecher Franz Tomaschitz, 24 Jahre alt, aus Reifing in der Steiermark gebürtig, im Steinbruch des Ferdinand Flor in Leifers von einem abfallenden Stein an die rechte Schläfe getroffen und getötet. Titularwachtmeister Demattio, der die Erhebungen einleitete, brachte in Erfahrung, daß Tomaschitz am 25. des Monats den ersten Tag im Steinbruch zu arbeiten begonnen hat.
Im Bruche arbeiteten 11 Stein Brecher. Um 1/4 neun Uhr Vormittags bemerkte der als Wächter angestellte Josef Bonegger, daß von ca. 300 Meter Höhe ein Kopf großer Stein, der sich wahrscheinlich infolge Regenwetter vom aufgeweichten Boden losgelöst, über die Wand herab fiel. Bonegger warnte die Arbeiter, welche aus dem Bereiche flohen. Auch Tomaschitz wollte fliehen, sprang über einen Stein, stolperte und fiel zu Boden. Der her abfallende Stein schlug auf einer Fels kante auf, zerschellte und ein Sprengstück traf gerade den sich wieder erhebenden Tomaschitz auf die rechte Schläfe. Die Arbeiter sprangen hinzu und als sie ihn ca. 300 Schritte zu Tal beförderten, verschied er bevor noch der telephonisch herbeigerufene Gemeinde Arzt Dr. Spretter an die Unfall stelle kam.
Dieser Steinbruch des Ferdinand Flor befand sich zwischen Leifers und Branzoll links von der Reichsstraße in einer Höhe von 1000 m.
Das Unglück ereignete sich im sogenannten -roten Bruch-. Ober diesem gab es noch den sogenannten "kleinen Bruch". Für den Abtransport des Gesteins gab es hier vier Seilbahnen.
Die behördlichen Ermittlungen ergaben, daß eine ganze Reihe von Vorschriften über den Steinbruch Betrieb vernachlässigt waren. So war der Steinbruch des Flor am Breitenberg noch immer ohne Genehmigung. Weder eine Arbeits-noch eine Steinbruchbetriebsordnung waren an den Arbeitsstellen angeschlagen.
Im September 1912 wurde endlich die vorgeschriebene »Arbeitsordnung für Ferdinand Flor, Porphyrwerke in Leifers. angeschlagen.
Demnach wurden die Arbeiter in folgende Kategorien eingeteilt: Stein Brecher, Handlanger, Mineure, Ritzer, Steinrichter, Schmiede, Mannschaft zur Bedienung der Drahtseilbahnen.
Die tägliche Arbeitszeit beginnt in der Zeit vom 1. April bis 1. Oktober um 6 Uhr morgens und dauert bis 6 Uhr abends. In den Monaten vom 1. Oktober bis 1. April um 7 Uhr morgens bis 5 Uhr abends. Die Mittagspausen sind im Sommer von 11 bis 1 Uhr, im Winter von 11 bis 12 Uhr. In bestimmten Fällen, z. B. Trunksucht,konnten Arbeiter ohne vorherige Kündigung entlassen werden.Bei den Brüchen wurden eigene Kantinen und Schlafhütten eingerichtet; die Arbeiter erhielten für die Bezahlung in den Kantinen und Schlafliütten eigene Gutscheine. Die Ruine einer solchen Kantine steht heute noch ober den Brüchen des Flor nahe an der Grenze zu Branzoll. Beim oberhalb stehenden Gschlößlerhof nennt man dieses Haus heute noch die Villa Flor.
Im Betrieb des Ferdinand Flor wurden damals ca. 100 Arbeiter beschäftigt.
Nach dem Krieg wurde der Betrieb in den Brüchen wiederaufgenommen, doch zeigten sich bald erste Schwierigkeiten; Flor konnte 1929 seine Arbeiter nicht mehr pünktlich bezahlen, in seiner Verzweiflung nahm er sich das Leben.
Ihm folgte das Unternehmen Righi, welches auch nach dem Zweiten Weltkrieg einige Steinbrüche noch weiterführte. Seit den Sechziger Jahren stehen die Arbeiten still. Nur im benachbarten Branzoll ist heute noch ein Steinbruch in Betrieb.


Verfasst von Georg Tengler und veröffentlicht im Buche "Leifers-vom Dorf bis zur Stadt" im Jahre 1998© by Raiffeisenkasse Leifers

 

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